Regierungspläne für Gehälterbegrenzung:Die Herren sind beleidigt

Unbelehrbar: Berlin will künftige Gehaltsexzesse bei Managern verhindern. Doch statt an Antworten mitzuwirken, werden Lösungen durch namhafte Entscheider wie etwa Ulrich Hartmann boykottiert.

A. Hagelüken

Wenige Fragen haben die Deutschen in den vergangenen Monaten so beschäftigt wie die Fehler von Managern und ihre exzessive Bezahlung. Ob Hypo Real Estate oder Commerzbank, Porsche oder Schaeffler: Zahlreiche Firmen gerieten in Schwierigkeiten, weil ihre Spitze hemmungslos spekulierte oder das Jahrhundertereignis Finanzkrise übersah.

Regierungspläne für Gehälterbegrenzung: Eon-Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann: Scharfe Worte, dünne Argumente.

Eon-Aufsichtsratschef Ulrich Hartmann: Scharfe Worte, dünne Argumente.

(Foto: Foto: dpa)

An den Gehaltsansprüchen änderte das in der Regel wenig - eine Diskrepanz, die krisengeplagte Bundesbürger zu Recht erregt. Die Bundesregierung reagierte mit schärferen Regeln für Manager. Jetzt melden sich zwölf Aufsichtsratschefs und verdammen alles, was aus Berlin kommt. Ihr Brief ist ein erstaunliches Dokument: Mitten in der Krise signalisieren herausgehobene Mitglieder der Wirtschaftselite, dass sie nichts verstanden haben.

Den Brandbrief unterschrieben viele der Multi-Aufseher, die Deutschlands Konzerne prägen: Gerhard Cromme ebenso wie Ulrich Hartmann oder Manfred Schneider. Ihre Worte sind scharf, ihre Argumente dünn. Nur ein paar Beispiele: Gehaltsboni erst Jahre später auszuzahlen, wie es die Regierung will, ist sinnvoll; das bremst den Anreiz zu kurzfristigem Denken, der die Krise mitauslöste.

Notwendige Antworten auf die Krise

Ebenso sinnvoll sind die Berliner Vorschläge, wonach Spitzenkräfte nachträglich Einbußen fürchten oder haften müssen, wenn sie die Sorgfalt verletzen oder Fehler begehen.

Die Bundesregierung will Gehaltsexzesse vermeiden und Verantwortung stärken. Sie gibt notwendige Antworten auf die schwerste Wirtschaftskrise seit dem Krieg und bleibt dabei maßvoll. Man würde sich wünschen, dass prominente Manager an diesen Antworten mitwirken würden, statt sie zu boykottieren.

Doch die Herren sind beleidigt, das zeigt ihre Wortwahl. "Unangebracht" seien die Berliner Vorschläge, "falsch" und "unangemessen". Vor allem der letzte Begriff ist interessant: Er suggeriert, nicht die Manager hätten in den vergangenen Jahren jedes Maß verloren, sondern die Politiker.

Eine Einschätzung, die wenige Bundesbürger teilen werden. Ebenso wenig wie die Aussage, Manager würden ihrer besonderen Vorbildfunktion "ohne Zweifel in den allermeisten Fällen gerecht".

Der Brandbrief an die Bundeskanzlerin ist von jenem Denken geprägt, das immer mehr Deutsche am Kapitalismus zweifeln lässt. Es wäre schön, wenn sich nun all die Manager zu Wort melden würden, die anders als die Herren Aufseher etwas aus der Krise gelernt haben. Deutschlands Wirtschaftselite ist schlauer, als dieser Brief nahelegt.

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