Reform der Öko-Verordnung:EU plant strengere Regeln für Bioprodukte

Äpfel mit Bio-Siegel

Ist der Apfel auch wirklich "bio"? Strengere EU-Richtlinien sollen das in Zukunft garantieren.

(Foto: dpa)

Bioprodukte boomen - das lockt auch Betrüger in die Branche. Die EU-Kommission möchte nun die Öko-Verordnung mit schärferen Vorschriften und Kontrollen reformieren.

Pestizidverseuchte Tomaten, falsch deklariertes Olivenöl - in der Biobranche haben diverse Skandale für Aufregung gesorgt. Die steigende Nachfrage nach ökologisch unbedenklichen Produkten lockte auch viele Betrüger an. Nun möchte die EU-Kommission die europäische Öko-Verordnung reformieren. Einen entsprechenden Entwurf legte EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos am heutigen Dienstag vor. "Dieses Paket ist gut für die Verbraucher und gut für die Bauern", sagte er.

Bisher lassen die Öko-Regeln einige Ausnahmen zu - etwa den Einsatz von konventionellem Futter oder Saatgut. Diese sollen in Zukunft stark reduziert werden. Auch strengere Grenzwerte für Verunreinigungen durch Pestizide oder gentechnisch veränderte Produkte möchte die Kommission durchsetzen. Außerdem fordert sie auch bei Verarbeitung und Vertrieb strengere Kontrollen.

Nach Angaben der Kommission lassen sich die staatlichen Kontrollen zurzeit noch allzu leicht umgehen. Auch das soll nach der Reform nicht mehr möglich sein. Zudem sollen Firmen bei Verstößen keine Öko-Zertifikate mehr für ihre Produkte erhalten. Das Europaparlament und die EU-Staaten müssen dem Entwurf noch zustimmen.

Immer wieder wurden Fälle bekannt, in denen Waren das Bio-Siegel trugen, tatsächlich aber mit Pestiziden belastet waren. Oder gar nicht aus der Ökoproduktion stammten. Doch nicht nur bei der Produktion wird bislang gepfuscht. "Wir brauchen Kontrollen genau dort, wo das größte Risiko besteht", sagte Ciolos. Deshalb müssten neben der Produktion auch Verarbeitung und Vertrieb einer scharfen Aufsicht unterliegen.

Laut EU-Kommission hat sich der Markt für ökologische Erzeugnisse in den letzten zehn Jahren vervierfacht, die landwirtschaftlichen Flächen aber nur verdoppelt. Durch diesen Boom sei "die Versuchung groß, mit Betrug auf die erhöhte Nachfrage zu reagieren", sagte Ciolos. Die bisherigen Regeln würden dem raschen Wachstum nicht gerecht und müssten angepasst werden, heißt es.

Einheitliche Standards sollen Landwirten mehr Klarheit verschaffen. Die Ökobranche befürchtet jedoch, dass zu strenge Auflagen kleinen Biobauern das Leben schwer machen könnten. Auch Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat derartige Bedenken geäußert. "Auf keinen Fall dürfen wir riskieren, dass die Betriebe aufgrund überzogener Forderungen reihenweise aus dem ökologischen Landbau aussteigen", sagte er am Montag.

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