Reederei-Pleite:Warten auf die Ware

Nach der Pleite der größten südkoreanischen Reederei Hanjin sitzen Hunderte Schiffe vor Häfen in aller Welt fest. Händler warten auf ihre Ware.

Die Probleme bei Hanjin Shipping waren zwar lange bekannt. Doch die Pleite der größten südkoreanischen Reederei traf Schiffseigner, Häfen und Einzelhändler in aller Welt dann doch ziemlich unvorbereitet. Bis zum Dienstag war der größte Teil der Hanjin-Flotte von Container- und Massengut-Frachtern noch außer Betrieb. Die meisten der nach eigenen Angaben 142 Schiffe saßen voll beladen vor Häfen fest, ganze Lieferketten sind gestört. Der Wert des Frachtguts - von Maschinen über Elektrogeräte bis zu Kleidung und Nahrungsmittel - wurde auf 12,5 Milliarden Euro geschätzt. Frachtkunden wie der Elektronikkonzern Samsung können nicht fristgerecht liefern, Einzelhändler in der ganzen Welt warten auf ihre Ware.

Die Insolvenz der weltweit siebtgrößten Reederei verdeutlicht nach Ansicht von Experten auch die Krise der gesamten, von Überkapazitäten gebeutelten Container-Schifffahrt. Durch die Krise ist auch die Regierung in die Bredouille geraten, Kommentatoren in Südkorea werfen ihr vor, auf die Pleite zu spät und nur unzulänglich reagiert zu haben. "Die Regierung hat keine richtige Strategie", argumentiert der Analyst Park Moo Hyun von Hana Financial Investment in Seoul.

Alle Beteiligten, einschließlich der Regierung und des Hanjin-Mutterkonzerns, bemühen sich vor allem darum, die Logistikkrise in den Griff zu bekommen. Dabei gibt es bereits erste Erfolge. In den USA konnten die ersten zuvor festsitzenden Schiffe von Hanjin den Hafen von Long Beach, US-Bundesstaat Kalifornien, anlaufen. Auch in Japan und Großbritannien könnten die Schiffe von Hanjin wieder die Häfen anlaufen, sagte Firmensprecherin Park Min. Bis zum Sonntag seien noch 93 gecharterte und in Eigenbesitz befindliche Schiffe in 26 Ländern außer Betrieb gewesen. Südkoreanische Medien berichteten bereits von klagenden Besatzungen, denen die Verpflegung ausgehe.

Die Krise bei Hanjin gilt auch als hausgemacht. Das Unternehmen habe die Expansion zu weit getrieben, sagt Analyst Park. Das größere Problem sieht er darin, dass zahlreiche Schiffe nicht energieeffizient genug seien. Die Aussicht auf eine Rettung der mit fast fünf Milliarden Euro verschuldeten Hanjin Shipping ist düster. Zwar hat das Unternehmen per Gerichtsbeschluss die Chance erhalten, bis zum 25. November einen neuen Rettungsplan vorzulegen. Doch eine Sanierung gilt als unsicher.

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