Eine Frau als Dirigentin? Einige sagen, das gehe gar nicht, wie der finnische Dirigent Jorma Panula. Er schlägt vor, dass Frauen höchsten einige ausgewählte Komponisten dirigieren sollten. Ansonsten solle man doch diesen Beruf den Männern überlassen.
Würde Oksana Lyniv solche Sätze ernst nehmen - sie säße jetzt nicht hier in der Bayerischen Staatsoper, direkt an Münchens Prachtmeile, der Maximilianstraße, und erzählte offen und schwungvoll, wie sie ihren Weg gemacht hat. Jetzt ist sie in diesem Haus einerseits Dirigentin, andererseits die Assistentin von Kirill Petrenko, dem Generalmusikdirektor der Oper.
Selbst ihre Eltern waren ratlos
Die Doppelrolle ist ungewöhnlich. Meist leiten Assistenten nur die Probearbeit für den Chef. Doch Lyniv, die aus der Ukraine stammt, hatte schon einige große Opernwerke dirigiert, bevor sie nach München kam.
Von klein auf irritierte sie die Mitmenschen mit ihrem Berufswunsch. Dirigentin? Selbst die Eltern waren ratlos. Sie fanden auch, dass das keine Arbeit für Frauen sei. "Weil bei Frauen nur wichtig ist, dass der Beruf später die Familie nicht stört", sagt Lyniv im SZ-Interview.
Die Eltern hatten sich vorgestellt, dass ihre Tochter im ukrainischen Lemberg bliebe. Hinzu kam, dass die Ukraine Anfang der Neunzigerjahre wirtschaftlich zusammenbrach. Alle Ersparnisse waren weg. "Wer damals in einen anderen Beruf flüchten konnte, tat es, um zu überleben."
Was Lyniv von festlicher Kleidung in der Oper hält
Lyniv wählte einen anderen Weg, hatte oft mehrere Jobs gleichzeitig, um irgendwie an Geld zu kommen und in der Musik bleiben zu können. Es folgten: Siege bei Wettbewerben, Stipendien. Und irgendwann war da der Anruf aus München. Der große Kirill Petrenko wollte Lyniv als Assistentin und Dirigentin haben.
Im Interview erzählt Lyniv, wie sie mit Geld umgeht, wie sich die Orchester verändert haben - und was sie von festlicher Kleidung in der Oper hält.