Reden wir über Geld mit Paul Gauselmann:"Glück ist allgemeiner Volksglaube"

Spielautomatenhersteller Gauselmann

Der "Automatenkönig" Paul Gauselmann

(Foto: Ina Fassbender/dpa)

Mit dem Geld der Spielsüchtigen wurde "Automatenkönig" Paul Gauselmann reich. Deshalb moralische Bedenken? Nicht die geringsten.

Von Jan Willmroth

Ein Tag im Schloss Benkhausen bei Espelkamp. Paul Gauselmann feiert 60 Jahre Unternehmertum, das heißt: vor allem sich selbst. Aus einem Kleinbetrieb, mit dem er von 1957 an Jukeboxen und später anderes Gerät vermietete, schuf Gauselmann ein internationales Glücksspiel-Konglomerat mit Milliardenumsatz - und das, obwohl er im Gegensatz zu seinen Kunden nicht an das Glück glaubt. Und Automatenkönig Gauselmann ist immer noch der Chef.

An diesem Tag im Juni treten auch die Bürgermeister von Espelkamp und Lübbecke, der ostwestfälischen Heimat der Gauselmann-Gruppe, auf. Ihre Dankesreden geraten zu skurrilen Huldigungen. So mag es der Patriarch: Er gibt den Gönner und lässt sich dafür ehren.

Doch so beliebt Gauselmann in seiner Heimat ist, so umstritten ist er im Rest der Republik. Bis heute hat niemand in Deutschland so viele Spielautomaten aufgestellt wie der 82-Jährige, kein anderer besitzt so viele Spielhallenstandorte. Gauselmann wurde reich mit jenem Geld, das Millionen Menschen in seinen Spielautomaten versenkt haben. "Meine Familie und meine Nachkommen könnten das niemals alles ausgeben, was ich verdient habe", sagt er. Und es wird immer mehr: Zum ersten Mal wird seine Firmengruppe in diesem Jahr mehr als drei Milliarden Euro Umsatz machen, bald kommt die Hälfte davon aus dem Ausland. Moralische Bedenken? "Nicht die geringsten! Ich mache das mit voller Überzeugung überall dort, wo es erlaubt ist", sagt er.

Natürlich ist ihm klar, dass er Spielsüchtige als Gäste hat und Menschen mit wenig Geld, die ihren letzten Taler in der Spielhalle verlieren. Aber Probleme? Haben die Menschen in seinem Weltbild immer schon, bevor sie zu spielen beginnen. "Ich bin froh, wenn die Diskussion mal weg ist, dass wir Leuten Geld abnehmen, die krank sind oder angeblich bei uns krank werden", sagt er. Dass die Suchtforschung etwas anderes sagt, interessiert ihn nur mittelbar.

Genau wie der politische Einfluss, von dem er längst nicht mehr so viel hat wie früher. Es gab Zeiten, da bekam Gauselmann problemlos Termine mit Staatssekretären, unterhielt Kontakte zu Ministerpräsidenten, konnte Regulierungen im Sinne der Branche abschwächen. Doch die alte Bundesrepublik gibt es schon eine Weile nicht mehr und die Automatenbranche steht unter Druck, weil viele Spielhallen wegen schärferer Gesetze schließen müssen. "Ich verstehe das, würde ich als Politiker genauso machen", sagt Gauselmann. "Wenn eine Branche wie unsere momentan nicht so gut dargestellt wird, dann würde ich mich mit ihr nicht unbedingt öffentlich solidarisch erklären."

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