Reden wir über Geld mit Maren Kroymann:"Warum sind ältere Frauen nicht auf den Bildschirmen zu sehen?"

Maren Kroymann

"Ich wollte notfalls einen Lebensstandard wie eine Studienrätin haben, alles andere hätte ich unwürdig gefunden."

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Schauspielerin Maren Kroymann über das Altern in der Fernsehbranche, die schwierige Zeit nach ihrem Outing und feministische Rollenangebote.

Maren Kroymann hatte ihren Durchbruch als "erste feministische Serienmutter im deutschen Fernsehen", wie sie sagt. Das war in den Achtzigerjahren, sie spielte damals eine Pfarrersfrau in der Fernsehserie "Oh Gott, Herr Pfarrer". Die Sendung wurde ein Riesenerfolg, zwölf Millionen Menschen sahen regelmäßig die Folgen und damit Maren Kroymann als Lehrerin Claudia. Heute ist sie auch ein großer Comedy-Star, hatte schon früh ein eigenes Kabarettprogramm und tourt bis heute mit ihrer eigenen Band.

Gerade läuft es sehr gut für die 68-Jährige, was sie mit Demut und großer Dankbarkeit hinnimmt, wie sie immer wieder betont. Könne man sich ja nicht drauf verlassen in ihrem Alter, als Frau schon gar nicht, sagt sie, während sie sich in eine Ecke ihres Stammlokals in Berlin-Charlottenburg drückt. "Warum sind denn ältere Frauen nicht auf den Bildschirmen zu sehen? Weil man postklimakteriell ist und angeblich keinen Sex mehr hat. Was übrigens kompletter Quatsch ist."

Nach ihren Outing machte sie schwierige Zeiten durch

In Charlottenburg wohnt sie schon lange, genauer gesagt seit sie vor vielen Jahren ihre schwäbische Heimat Tübingen verließ. Teuer sei der Kiez geworden, erzählt sie und bestellt einen Tee. "Zum Glück habe ich noch meinen alten Mietvertrag." Einige Freundinnen von ihr müssten mittlerweile Berlin wegen der Mietpreise verlassen. Sie schüttelt den Kopf.

Auch sie hatte schwierige Zeiten. Zum Beispiel, nachdem sie sich als lesbisch geoutet hatte. "Ich werde immer gefragt, hat Ihnen das Outing geschadet? Nein, sage ich dann, es hat mir gut getan, weil ich gelernt habe, dass man nicht immer geliebt werden muss." Ihrer Auftragslage habe das kurzfristig trotzdem geschadet. Und als die Angebote dann wieder kamen, waren es andere. "Ich habe tatsächlich 20 Jahre lang im öffentlich-rechtlichen Fernsehen so gut wie keine Rolle mehr gespielt, in der ich Sex hatte oder ein Mann in mich verliebt war. Das Ergebnis kann doch nicht sein, dass ich nur noch Lesben spiele. Ich kann zum Beispiel auch gut Mütter spielen, ohne selbst Kinder zu haben."

Nun läuft es gut für Kroymann, in der Tat: Übernächste Woche wird ihr der Grimme-Preis für ihre Sketch-Comedy "Kroymann" verliehen, was sie merklich freut. An diesem Wochenende ist sie in der ARD-Reihe "Die Diplomatin" zu sehen, wieder als sehr eigenständige und unabhängige Frau. "Und sogar noch eine, die sich dann als böse herausstellt, das ist doch toll."

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