Reallöhne:Kaufkraft der Deutschen steigt wie seit Jahren nicht mehr

Einkaufspassage "Hofstatt´" in München, 2014

Passanten in der Ladenpassage "Hofstatt" in München

(Foto: Florian Peljak)
  • Dank der niedrigen Inflation können sich Arbeitnehmer in Deutschland über den stärksten Anstieg ihrer Reallöhne seit drei Jahren freuen.
  • Im Vergleich zum Vorjahresquartal stiegen die Reallöhne zwischen Juli und September um 1,8 Prozent.
  • Das deutliche Plus ist vor allem der mickrigen Teuerung zu verdanken: Die Nominallöhne stiegen stärker als die Verbraucherpreise.

Warum die Kaufkraft steigt

Ein Mix aus steigenden Löhnen und niedriger Inflation lässt die Kaufkraft der Deutschen so kräftig steigen wie seit mehr als drei Jahren nicht mehr. Die Reallöhne legten von Juli bis September um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.

Hauptgrund dafür ist die geringe Teuerungsrate: Die Nominallöhne waren im dritten Quartal 2014 um 2,6 Prozent höher als im Vorjahresquartal, während gleichzeitig die Verbraucherpreise in dem Zeitraum nur um 0,8 Prozent zulegten. Aus der Differenz der beiden Größen ergibt sich der Reallohn-Zuwachs.

Auch für das Gesamtjahr 2014 zeichnet sich ein deutlicher Reallohnzuwachs ab. Die Löhne legten in den ersten neun Monaten um durchschnittlich 2,7 Prozent zu und damit fast dreimal so stark wie die Verbraucherpreise mit 1,0 Prozent. Wegen stark fallender Ölpreise ist die Inflation am Jahresende noch weiter gesunken und lag zuletzt bei nur noch 0,6 Prozent.

Wo das Lohngefälle am größten ist

Ein vollzeitbeschäftigter Arbeitnehmer verdiente im dritten Quartal ohne Sonderzahlungen durchschnittlich 3541 Euro brutto im Monat. Die höchsten Verdienste erhielten die Vollzeitbeschäftigten bei Banken und Versicherungen (4723 Euro), im Bereich Information und Kommunikation (4675 Euro) sowie in der Energieversorgung (4601 Euro). Am wenigsten bekamen die Beschäftigten im Gastgewerbe mit 2119 Euro.

Die Reallöhne sind seit dem dritten Quartal 2013 stark gestiegen. Das liegt aber vor allem am unterdurchschnittlichen Anstieg der Verbraucherpreise und nicht vorrangig an überdurchschnittlichen gestiegenen Verdiensten.

Was das für die Wirtschaft bedeutet

Seit 2010 steigen die Reallöhne in Deutschland relativ kontinuierlich, mit einer kleinen Delle im vergangenen Jahr. Da gab es wegen gestrichener Prämien und Boni einen leichten Reallohnverlust von 0,1 Prozent. Die Tariflöhne waren derweil weiter gestiegen.

Grundsätzlich verteuern höhere Reallöhne die Produktion von Exportgütern, schaffen aber auf der anderen Seite bei einer weiter guten Entwicklung des Arbeitsmarkts auch die Grundlage für einen stärkeren privaten Konsum. Die niedrige Inflation wird nach Einschätzung von Experten auch im kommenden Jahr anhalten. Die Bundesbank etwa geht von 1,1 Prozent Preissteigerung aus.

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