Razzien bei Geldhäusern:HVB-Affäre erfasst Sarasin Bank

Mehrere Filialen der Hypovereinsbank wurden in der vergangenen Woche durchsucht, das Finanzhaus steht im Verdacht der schweren Steuerhinterziehung. Nun stellt sich heraus, dass die Razzia auch bei einer Schweizer Bank erfolgte. Die private Sarasin-Bank soll in der Affäre eine Schlüsselrolle spielen.

Klaus Ott

In der Affäre um mutmaßlichen Steuerbetrug bei Aktiengeschäften ist außer der Hypo-Vereinsbank (HVB) auch eine Schweizer Privatbank durchsucht worden, die mehrere Niederlassungen in Deutschland betreibt. Nach Angaben von Kreisen, die mit dem Fall vertraut sind, handelt es sich um das Bankhaus Sarasin, das seit 1841 besteht. Stammsitz ist Basel.

Sarasin bietet vermögenden Kunden aus aller Welt "nachhaltige Kapitalanlagen" an. Die Privatbank soll in mehrere Aktiendeals rund um die HVB, den Berliner Immobilienunternehmer Rafael Roth und einen Anwalt verwickelt sein, bei dem in der Bundesrepublik angeblich Steuern in Höhe von knapp 124 Millionen Euro hinterzogen wurden. Sarasin erklärte auf Anfrage, man habe "derzeit keine Anhaltspunkte für ein Fehlverhalten der Bank". Gleichwohl habe man sofort eine "interne Untersuchung eingeleitet, um die Situation zu klären". Zu den Details wollte sich die Schweizer Privatbank nicht äußern.

Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt hat in der vergangenen Woche mit Hilfe des Bundeskriminalamtes insgesamt 13 Objekte in Deutschland durchsucht, darunter die HVB-Zentrale in München, Filialen der Hypo-Vereinsbank und das Bankhaus Sarasin. Wegen des Verdachts der besonders schweren Steuerhinterziehung wird gegen sechs heutige und frühere Beschäftigte der HVB, gegen Roth sowie gegen den Anwalt ermittelt, der diese Geschäfte gesteuert haben soll. Unter den Beschuldigten sind keine Mitarbeiter und auch keine Manager von Sarasin.

Die Schweizer Privatbank soll bei den Aktiendeals, mit denen der deutsche Fiskus betrogen worden sei, eine Schlüsselrolle gespielt haben. In einem Bescheid des Finanzamtes Wiesbaden II vom 3. Februar 2011 für die an diesem Handel beteiligte Firma des Immobilienunternehmers Rafael Roth heißt es, Sarasin sei "Initiator der Aktengeschäfte" gewesen. Die Schweizer Privatbank habe als Initiator der Deals Kontakt zur HVB und zu einer Anwaltskanzlei aufgenommen. Diese drei Parteien hätten dann eine Anlagestrategie unter "Ausnützung" von Steuererstattungen entwickelt, steht in dem Bescheid des Finanzamtes Wiesbaden. Dieses Finanzamt hat mit seinen Erkenntnissen offenbar den Fall ins Rollen gebracht.

Die Ermittler glauben, dass diese Geschäfte nur durch die Einschaltung ausländischer Partner möglich gewesen seien. Nur so habe der Fiskus getäuscht werden können. Das bestreitet allerdings nicht nur die Schweizer Privatbank Sarasin. Auch der Immobilienunternehmer Roth und der mitbeschuldigte Rechtsanwalt beteuern nach Angaben aus deren Umfeld ihre Unschuld. Die Hypo-Vereinsbank erklärt, man sei selbst an einer "umfassenden Klärung des Sachverhalts" interessiert und habe nach ersten Hinweisen im Jahr 2011 eigene Untersuchungen veranlasst. Man kooperiere mit den Behörden.

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