Raus aus dem Elfenbeinturm:Auf wen es ankommt

Raus aus dem Elfenbeinturm: Denk doch, was du willst: Überraschende Einblicke von Deutschlands wichtigsten Ökonomen. Das Buch zur SZ-Serie erscheint am 11. Juni 2016. Jetzt für nur 14,90 € bestellen unter sz-shop.de oder Tel.: 089 21 83 18 10.

Denk doch, was du willst: Überraschende Einblicke von Deutschlands wichtigsten Ökonomen. Das Buch zur SZ-Serie erscheint am 11. Juni 2016. Jetzt für nur 14,90 € bestellen unter sz-shop.de oder Tel.: 089 21 83 18 10.

Die neue Generation der Ökonomen ist viel bunter, als man denkt. 36 Wissenschaftler werden nun in einem SZ-Buch vorgestellt.

Von Ulrich Schäfer

Fürs Regieren, so hat Gerhard Schröder in seiner Zeit als Bundeskanzler gesagt, brauche er bloß Bild und Glotze. Mehr nicht. Und wenn es um die Ökonomie geht? Reichen da auch Bild und Glotze? In mancher Hinsicht schon: Denn was die Deutschen über ihre Ökonomen denken, das wird vor allem durch die Medien gesetzt. Nur: Es sind am Ende einige, wenige Wirtschaftswissenschaftler, die immer wieder in den Talkshows sitzen und die Schlagzeilen machen.

Doch in Wahrheit ist die Welt der Ökonomik in Deutschland sehr viel bunter, als es in der Öffentlichkeit erscheint. Es gibt im Land der Sozialen Marktwirtschaft nicht den einen, großen Mainstream, in dem alle mehr oder weniger mitschwimmen. Sondern die mehr als 5000 Ökonomen vertreten ein sehr viel größeres Spektrum an Meinungen, als man gemeinhin denkt. Und sie beschäftigen sich mit weit mehr Themen, als es ein Großteil der Öffentlichkeit wahrnimmt: Sie befassen sich nicht bloß mit der Euro-Krise, der Konjunktur oder dem Arbeitsmarkt. Sondern sie forschen, denken und publizieren zu allem, was unser Leben ausmacht: Familie und Bildung, Empathie und Gefühle, Menschen und Mäuse.

Mäuse? Ja, wirklich: Der Bonner Verhaltensökonom Armin Falk setzt die Mäuse (und leibhaftige Menschen) in seinen Experimenten ein, in denen er untersucht, wie wir unter Stress Entscheidungen treffen. Mit Spielerei hat das nichts zu tun. Die Verhaltensökonomik zählt zu den spannendsten Feldern der Wirtschaftsforschung, weil sie das gestrenge Theoriegebäude aufbricht und die Ökonomie für andere Wissenschaften öffnet, für die Sozial- und Neurowissenschaften zum Beispiel.

Raus aus dem Elfenbeinturm, rein in die politische Debatte

"Nichts ist spannender als Wirtschaft", hat ein deutsches Wirtschaftsmagazin einst geworben. Wir sind überzeugt: Nichts (oder fast nichts) ist spannender als die Wirtschaftswissenschaft. Die SZ stellt in einem neuen Buch deshalb 36 Ökonomen vor, auf die es in den nächsten Jahren ankommt. Sie alle stammen aus Deutschland oder arbeiten hierzulande. Manche von ihnen sind erst Anfang 30, andere Anfang 40, keiner und keine aber ist älter als 50 Jahre.

24 Porträts sind bereits im vergangenen Jahr erschienen, zwölf neue kommen nun hinzu. Sie alle sind in einem Buch vereint: "Denk doch, was du willst". Möge es dazu beitragen, dem Leser diese Ökonomen und ihre Arbeit nahezubringen - pars pro toto auch für jene, die in dieser subjektiven Auswahl (vielleicht zu Unrecht) nicht vorkommen, die aber dennoch hervorragende Arbeit leisten.

Die Ökonomie ist mehr denn je keine Wissenschaft für den Elfenbeinturm, sondern eine, deren Rat gefragt und nötig ist, um in einer globalisierten, digital vernetzten Welt die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nachdem die allseits bekannten Ökonomen abtreten, werden künftig andere Vordenker die Debatte prägen.

Diese Generation, die nun in den Fokus rückt, denkt in vielerlei Hinsicht pragmatischer und weniger orthodox als ihre Vorgänger. Sie ist offener für neue Einflüsse, neue Ideen und Sichtweisen. Das gilt für jene, die wie der Duisburger Sozialökonom Till van Treeck für mehr Vielfalt in der Ökonomie kämpfen, für jene, die sich wie Nora Szech dem Marktdesign widmen, aber auch für jene, die - wie Clemens Fuest, der neue Ifo-Präsident, und Marcel Fratzscher, der Präsident des DIW - nun um den inoffiziellen Titel "Deutschlands wichtigster Ökonom" buhlen.

Nur wenige treten öffentlich auf und prägen das Image ihrer Zunft. Aber auch jene, die Bild und Glotze meiden, auf die es vielleicht aber umso mehr ankommt, lohnt es, kennen zulernen. Weil sie sich mit wegweisenden Fragen beschäftigen und durch ihr Forschen die Zukunft ihres Fachs prägen.

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