Raumfahrt:Luxemburg geht auf Asteroiden-Jagd

Gefahr aus dem All

Goldgruben im All: Forscher vermuten auf vielen Asteroiden wertvolle Metalle, 1500 der außeridischen Felsbrocken gelten zudem als relativ leicht erreichbar.

(Foto: dpa)
  • Luxemburg will zum europäischen Drehkreuz für die Förderung außerirdischer Rohstoffe werden und dazu entsprechende Firmen anlocken.
  • Optimisten rechnen mit ersten Schürf-Expeditionen ins All bereits in diesem Jahrzehnt.
  • Das Großherzogtum will deshalb nun den Rückstand aufholen, den Europa bereits gegenüber den USA hat.

Von Thomas Kirchner, Brüssel

Luxemburg? Luxemburg! Das kleine Großherzogtum ist längst mehr als ein Finanzplatz, der mit niedrigen Steuern Unternehmen aus aller Welt anzieht. Auch weil sich dieses Geschäftsmodell als wenig zukunftsfähig erweist, hat sich der Kleinstaat in den vergangenen Jahren eine andere Entwicklungsnische gesucht: die Weltraumindustrie, in der er zu den wichtigeren europäischen Spielern zählt. Ein regelrechtes Cluster von Unternehmen ist entstanden, mit dem erfolgreichen Satellitenkonzern SES an der Spitze.

Nun hat die Regierung einen neuen Coup gelandet: Luxemburg wolle zum europäischen "Drehkreuz" werden bei der Förderung von Rohstoffen im All, verkündete Wirtschaftsminister Etienne Schneider. Seine Pressekonferenz in Luxemburg war geschickt mit einem Vorabartikel in der Financial Times flankiert, schließlich geht es vor allem darum, Investoren anzulocken - und in Konkurrenz mit den USA zu treten, die schon ein bisschen weiter sind. In absehbarer Zukunft könne hier ein lukratives Geschäftsfeld entstehen, so Schneider. Sein Berater Jean-Jacques Dordain, bis vor Kurzem Chef der europäischen Raumfahrtagentur Esa, rechnet mit einem Markt, der am Ende "Billionen" wert sein könnte.

Es locken Gold, Nickel, Titan und vor allem Platin

Rohstoffe aus dem All zu holen, das galt mal als Science-Fiction. Jules Verne schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts in "Die Jagd nach dem Meteor" über einen Himmelsklotz ganz aus Gold, der auf die Erde stürzt, was allerlei Spekulationsgeschäfte auslöst. Inzwischen ist klar, dass es nur noch wenige Jahre dauern wird, bis tatsächlich Sonden auf einem der etwa 1500 Asteroiden landen werden, die der US-Raumfahrtbehörde Nasa zufolge leicht zu erreichen wären, weil sie sich in einer ähnlichen Umlaufbahn wie die Erde befinden. Auf etwa einem Zehntel dieser Himmelskörper werden wertvolle Metalle vermutet: Gold, Nickel, Titan und vor allem Platin.

Die Technologie für solche Operationen existiert schon, doch noch ist das alles sehr teuer. Das wird sich in dem Maße ändern, wie Raumtransporter entwickelt werden, die ins All und wieder zurück fliegen. Daran arbeiten Firmen wie Space-X des Amerikaners Elon Musk. Bei Planetary Resources, einem der US-Unternehmen, die direkt in den Rohstoffabbau auf Asteroiden investieren, ist unter anderem Google-Gründer Larry Page eingestiegen. Es hält derzeit mit Teleskopen Ausschau nach geeigneten Asteroiden. Optimisten rechnen mit ersten Missionen noch im laufenden Jahrzehnt. Langfristig, heißt es in der Industrie, gehe es aber nicht nur um die Rohstoffe, sondern auch um das Wasser, das auf Asteroiden aufgespalten würde und als Raketenantriebsmittel für noch viel weitere Raumflüge dienen könnte.

US-Regierung schafft gesetzlichen Rahmen

Ende November erst hatte US-Präsident Barack Obama ein Gesetz unterzeichnet, das Unternehmen die kommerzielle Ausbeutung von Rohstoffen im Weltraum erlaubt. Danach können US-Bürger oder US-Unternehmen das Eigentum an im Weltraum geförderten Materialien erwerben.

Bei dem Rennen will nun auch Luxemburg mitmachen und mutige Firmen ins Ländle locken. Nur eines habe er nicht im Sinn, beteuert Schneider: ihnen Steuervorteile zu bieten.

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