Rating von Standard & Poor's:Italiens Bonität fällt fast auf Ramsch-Niveau

Die US-Ratingagentur Standard & Poor's senkt die Note für die Kreditwürdigkeit des kriselnden Euro-Landes - und behält sich eine weitere Herabstufung vor. Die italienische Regierung kritisiert die Entscheidung als nicht nachvollziehbar.

Die Ratingagentur Standard & Poor's hat ihre Bonitätsnote für Italien gesenkt. Die Staatsanleihen der drittgrößten Volkswirtschaft in der Euro-Zone würden nur noch mit BBB bewertet nach zuvor BBB+, teilte die US-Agentur mit.

Damit liegt die Kreditbewertung nur noch zwei Stufen über dem sogenannten Ramsch-Niveau, mit dem spekulative Anlagen gekennzeichnet werden. Außerdem setzte die Agentur den Ausblick auf "negativ", so dass in den kommenden Monaten weitere Herabstufungen möglich sind.

Die Entscheidung sei unter dem Eindruck der anhaltenden Wirtschaftsschwäche und den Problemen auf den Kreditmärkten gefallen. Italien drohen damit künftig noch höhere Kosten für neue Kredite, weil ein schlechteres Rating Investoren ein gestiegenes Ausfallrisiko signalisiert. Viele staatliche und private Anleger dürfen nur Anleihen mit gutem Rating kaufen.

Aus dem italienischen Finanzministerium verlautete, S&P beziehe sich bei der Herabstufung auf die vergangene Politik und berücksichtige die jüngst beschlossenen Schritte noch nicht, die die Wirtschaft ankurbeln sollen. Insgesamt sei die Herabstufung und ihre Begründung daher nicht nachvollziehbar.

Italienische Wirtschaft soll um 1,8 Prozent schrumpfen

Italien befindet sich in der längsten Rezessionsphase seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Arbeitslosigkeit ist auf einen Höchstwert gestiegen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) senkte Anfang Juli den Konjunkturausblick für das Land. Demnach wird die italienische Wirtschaft 2013 wohl um 1,8 Prozent schrumpfen. Zuvor war der IWF von einem Minus von 1,5 Prozent ausgegangen.

Die italienische Zentralbank hatte der Regierung in Rom zuvor Fortschritte bei der Verringerung ihres Haushaltsdefizits bescheinigt. Die bisherigen Zahlen würden darauf hindeuten, dass das Loch in den öffentlichen Finanzen gemessen an den Kriterien der Europäischen Union in diesem Jahr etwas kleiner ausfallen werde, sagte Zentralbank-Ökonom Andrea Brandolini bei einer Anhörung im Parlament.

Die Daten "scheinen im Einklang zu sein" mit dem Ziel der Regierung, das Defizit in diesem Jahr auf 2,9 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu verringern, hieß es. Im vergangenen Jahr lag das italienische Haushaltsdefizit bei 3,0 Prozent, was der Obergrenze der EU für Defizite nach den sogenannten Maastricht-Kriterien entspricht.

Nach der Herabstufung musste Italien höhere Zinsen für neue Schulden bezahlen. Bei einer Versteigerung von Geldmarkttiteln mit Fälligkeit in sechs und zwölf Monaten stiegen die Renditen am Mittwoch, wie aus Zahlen der italienischen Notenbank hervorgeht. Italien nahm aber mit 9,5 Milliarden Euro so viel Mittel auf wie geplant.

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