Das Experiment ist schnell gemacht. Zwei Bewerbungen, Noten, Lebenslauf, Berufserfahrung: identisch. Doch während sich einmal Lukas Müller, blond, freundliches Lächeln, um einen Ausbildungsplatz bewirbt, lächelt von der zweiten Bewerbung ein dunkelhaariger Mann namens Hasan Selçuk. Er schaut ebenso freundlich, bekommt aber messbar weniger Rückmeldungen. Um zum Vorstellungsgespräch eingeladen zu werden, muss er bis zu 1,5 Mal so viele Bewerbungen schreiben wie ein gleich gut qualifizierter Bewerber mit deutschem Namen. Das belegt eine von der Robert Bosch Stiftung finanzierte Studie aus dem Jahr 2014.
Ethan Sebastian, 44, ist vor fünf Jahren in die Schweiz eingewandert. Er ist dunkelhäutig, hat Englische Literatur studiert. In den USA arbeitete er bei Verlagen, es waren gute Jobs. In der Schweiz? Schrieb er Hunderte Bewerbungen. Irgendwann reichte es Sebastian. Auch er wagte das Experiment. 20 Firmen, die ihn abgelehnt hatten, sendete er seine Bewerbung erneut zu. Dieses Mal nannte er sich Ron Demler, heftete das Foto seines weißen Patenonkels daran. 17 von 20 Unternehmen luden Ron Demler zum Gespräch ein. Für Sebastian ist das der Beweis: Er wurde aus rassistischen Gründen abgelehnt. Das sagte er vor einigen Tagen der Boulevardzeitung Blick. Die Firmen haben nichts zu befürchten: Juristisch gebe es in der Schweiz keine Handhabe, heißt es von der Fachstelle für Rassismusbekämpfung.