Radikaler Konzernumbau bei Siemens:Fujitsu Siemens droht das Ende

Die Zukunft des letzten deutschen Computerherstellers Fujitsu Siemens steht offenbar auf der Kippe: Siemens prüft den Ausstieg und führt Geheimverhandlungen in Japan.

Markus Balser

Der radikale Konzernumbau bei Siemens könnte ein weiteres Opfer fordern: Die Zukunft des letzten deutschen Computerherstellers Fujitsu Siemens (FSC) steht offenbar auf der Kippe.

Radikaler Konzernumbau bei Siemens: In einem Prüflabor von Fujitsu Siemens in Sömmerda testet ein Systemingenieur die Konfiguration eines Computers auf ihre elektromagnetische Verträglichkeit.

In einem Prüflabor von Fujitsu Siemens in Sömmerda testet ein Systemingenieur die Konfiguration eines Computers auf ihre elektromagnetische Verträglichkeit.

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Vieles deutet auf eine Trennung hin

Die Siemens-Führung prüft nach Informationen der Süddeutschen Zeitung die Beteiligung an ihrem Gemeinschaftsunternehmen mit Fujitsu. Emissäre aus München reisten bereits zu geheimen Treffen über die Zukunft der Tochter nach Japan.

"Viele Zeichen deuten auf eine Trennung hin", verlautete am Freitag aus Konzernkreisen. Siemens wolle den Joint-Venture-Vertrag vorsorglich bis zum Herbst kündigen.

Nach dem gerade angekündigten Abbau von weltweit 17.000 Stellen versetzen Gespräche über die Zukunft von FSC erneut zigtausende Mitarbeiter in Sorge um ihre Jobs. Löscher hatte sich zuletzt unzufrieden über schwache Gewinne der Tochter geäußert.

Exot in der Branche

Deshalb war es auch zu schweren Spannungen zwischen Löscher und FSC-Chef Bernd Bischoff gekommen. Der Grund: Die Tochter liegt weit unter den im Konzern sonst üblichen Gewinnmargen und verlor zuletzt Marktanteile an die Konkurrenz. FSC gilt in der Computerbranche als Exot. Denn der Konzern fertigt als letzter PC-Hersteller der Welt Computer in einem Hochlohnland wie Deutschland.

Mit den Gesprächen über die Zukunft der Tochter richtet Siemens seine Umbau-Aktivitäten auch auf die bislang geschonten Töchter. Zwar läuft das Joint Venture im Herbst 2009 aus. Siemens muss den Vertrag jedoch ein Jahr vorher kündigen - sonst verlängert sich das Gemeinschaftsunternehmen automatisch um weitere fünf Jahre.

Auf der nächsten Seite: Fujitsu Siemens ist harten Preiskämpfen auf dem Computermarkt ausgesetzt.

Fujitsu Siemens droht das Ende

Das wollte die Siemens-Spitze offenbar verhindern und nahm Gespräche mit Fujitsu auf. Eine Entscheidung sei allerdings noch nicht gefallen, verlautete aus dem Konzern. Zunächst müssen sich beide Partner ihre 50-Prozent-Anteile gegenseitig anbieten.

Harte Preiskämpfe auf dem Computermarkt

Erst nach gescheiterten Verhandlungen ist der Verkauf an Dritte möglich. In Japan verlautete aber bereits, Fujitsu habe kein Interesse, den Anteil der Münchner zu übernehmen. Siemens äußerte sich nicht zu den Vorgängen.

FSC kämpft schon seit Monaten mit Problemen. Auf dem wichtigsten Computermarkt des Konzerns in Westeuropa toben harte Preiskämpfe. Die wachsenden Schwellenländer Asiens dagegen bedient der Siemens-Partner Fujitsu aus eigener Kraft. Im vergangenen Geschäftsjahr fiel der Umsatz von FSC auf knapp sieben Milliarden Euro - bei einem Gewinn von gerade mal 105 Millionen Euro.

Bis Ende August werden betroffene Mitarbeiter benannt

Dennoch gehört Europas Computerbauer Nummer eins zu den größten Beteiligungen von Siemens. FSC beschäftigt 10.500 Mitarbeiter, 6200 davon an den deutschen Standorten Augsburg, Sömmerda und München. Das Joint Venture ist erst wenige Jahre alt. Siemens hatte Fujitsu 1999 ins Boot geholt, um sein traditionsreiches Computergeschäft Siemens Nixdorf mit einem internationalen Akteur zu verschmelzen.

Am Freitag wurde zudem bekannt, dass Siemens beim geplanten Abbau von mehr als 5000 Stellen in Deutschland den Druck erhöht. Siemens wolle die betroffenen Mitarbeiter bis Ende August benennen. Dann solle eine Liste mit Namen vorliegen, hieß es. Von September an würden die jeweiligen Führungskräfte die Betroffenen ansprechen, um über Details des Abbaus zu sprechen.

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