Die Lösung der Quizfrage war banal, wie so vieles beim TV-Sender Neun Live. Auf einem Suchbild fehlte ein Ohrläppchen.
Beim Rätsellösen auf Neun Live helfen laut dem Sender "fröhliche Moderatoren, die Sie auf dem Weg zum großen Geld begleiten".
(Foto: Foto: dpa)Der Preis von 5000 Euro sei leicht zu kassieren, dachte sich ein Münchner Zuschauer, der bis Mitternacht wiederholt anrief.
Es meldete sich aber nur eine Stimme vom Band: "Bitte hinterlassen Sie Namen und Nummer, mit ein wenig Glück rufen wir Sie zurück."
Doch nichts geschah, während der TV-Moderator weiter um Anrufe mit der Lösung bat. "Ich halte diese Art von Quiz für Betrug", beklagte sich der genervte Zuschauer vor einigen Tagen per E-Mail bei der Verbraucherzentrale Bayern.
"Strafrechtlich nicht zu beanstanden"
Doch die konnte dem Münchner auch nicht helfen. "Juristisch ist da für uns nichts zu machen", sagt Markus Saller, Referatsleiter Recht bei der Verbraucherzentrale.
Bereits vor einem Jahr hatte die Münchner Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren eingestellt. Neun Live sei "strafrechtlich nicht zu bestanden", lautete das Ergebnis.
Umstritten bleibt das von Sender-Chefin Christiane zu Salm vor vier Jahren eingeführte Geschäftsmodell trotzdem, wie Beschwerden bei den Verbraucherzentralen belegen. Vielen Zuschauern, die auf schnelle Gewinne hoffen, bleibt am Ende nur eine hohe Telefonrechnung.
Der Zufallsgenerator wählt den Sieger
Neun Live ist der erste kommerzielle Kanal, der sich nicht über die Werbung oder Abonnements (Pay TV) finanziert. Wer einschaltet, soll anrufen, und meist leichtere, manchmal auch etwas schwierigere Rätsel beantworten; animiert von "fröhlichen Moderatoren, die Sie auf dem Weg zum großen Geld begleiten", wie der Sender suggeriert. Kasse macht indes vor allem Neun Live, die Gewinne steigen.
Das Leben in der Telefonschleife
Vielen Zuschauern ist offenbar nicht klar, wie Neun Live und andere TV-Stationen (Tele 5, Deutsches Sportfernsehen) funktionieren, die das Modell kopieren. Es handelt sich eher um eine Art Lotterie - und weniger um ein Quiz im herkömmlichen Sinne.
Nicht der erste Anrufer mit der richtigen Antwort gewinnt. Der Sender lässt die Leitungen lange offen und wählt dann aus der Masse der Mitspieler per Zufallsgenerator den Sieger aus.
Kontrolle wenig wirksam
Die Verbraucherzentralen kennen etliche Fälle, in denen Zuschauer per Wahl-Wiederholung mehr als hundert Mal auf das große Glück hofften, ehe die nächste Frage kam. Jeder Versuch, den der Sender registriert, kostet aber 49 Cent. Das summiert sich für hartnäckige Anrufer zu hohen Beträgen.
Ein Leitfaden der TV-Kontrolleure in den Landesmedienanstalten, der den Sendern eine "zeitnahe Auflösung der Rätsel" nahe legt, erweist sich als wenig wirksam.
Die Bundesregierung will nun neue Vorschriften für "Massenverkehrsdienste" per Telefon erlassen. Der Preis pro Anruf müsse "deutlich sichtbar" genannt werden. Die 49 Cent müssten dann deutlich größer als bisher eingeblendet werden.