Puma-Chef Zeitz:Der Retter des Raubtiers nimmt Abschied

Er ist Afrika-Fan, beherrscht viele Fremdsprachen und schreibt Bücher mit Anselm Grün: Jochen Zeitz bewahrte Puma vor einem Ende auf den Billig-Wühltischen. Nun ist er auf dem Sprung in höhere Sphären.

Uwe Ritzer

Vor kurzem war er für einige Wochen im Kloster, danach hat Jochen Zeitz mit dem vielschreibenden Benediktinermönch Anselm Grün ein Buch veröffentlicht. "Gott, Geld und Gewissen", lautet der Titel. Schon seit geraumer Zeit beschäftigt sich Zeitz, Vorstandsvorsitzender des Sportartikelherstellers Puma, mit grundsätzlicheren Fragen, mit Umweltschutz, sozialen Standards und Entwicklungspolitik. "Nur Profite zu maximieren war gestern", sagte er unlängst in einem Interview.

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Puma-Chef Jochen Zeitz gilt als Afrika-Kenner.

(Foto: AFP)

Das ließ aufhorchen, denn nichts anderes hat Zeitz getan, seit er 1993 einen der scheinbar hoffnungslosesten Fälle der deutschen Wirtschaft übernahm: Puma. Das Label großer, kreativer Individualisten im Sport wie Günter Netzer, Pelé oder Diego Maradona stand damals vor dem Aus. Gewaltig heruntergewirtschaftet, drohte der Marke aus dem fränkischen Herzogenaurach ein bitteres Ende auf Billig-Wühltischen. Bis Zeitz kam: 30 Jahre alt, Arztsohn aus Mannheim, ein sprachbegabter Mensch, den immer ein Hauch von lässiger Unnahbarkeit umgibt.

Der junge Manager mit Piloten- und Jagdschein wurde zum Retter, indem er die Begehrlichkeit weckte. Er trieb der Marke ihren abgestandenen Turnhallenmief aus und ließ sie Sportlichkeit mit Mode verbinden wie bis dato kein anderer Hersteller. "Wir haben den Markt für Sportlifestyle überhaupt erst geschaffen", sagt Zeitz gerne. Schuhe und Textilien von Puma schafften es aus den Ramschläden in die feinen Boutiquen. Fortan verdiente Puma Geld, sehr viel Geld. Der Todeskandidat wurde zum Börsenliebling. Immer neue Umsatz- und Gewinnrekorde machten auch so manchen Anleger reich.

Puma ist aktuell - wenn auch mit gehörigem Abstand - der drittgrößte Sportartikelhersteller der Welt, nach Nike und Adidas. Doch während die beiden größeren Konkurrenten nach der Wirtschaftskrise kräftig durchstarten, scheint die Raubtiermarke aus dem Fränkischen etwas erlahmt zu sein. Nächste Woche will Zeitz verkünden, wie es in den nächsten fünf Jahren strategisch weitergehen soll.

Er selbst wird das Tagesgeschäft bald verlassen. Nach einer Umwandlung von der deutschen Puma AG zu einer SE, einer Europäischen Aktiengesellschaft, wird der 47-Jährige sich 2011 auf den Posten des Verwaltungsratschefs zurückziehen, also die Rolle eines Oberaufsehers spielen. Beim Pariser Luxusgüterkonzern PPR, seit 2007 Mehrheitseigner bei Puma, soll Zeitz 2011 zudem Chef einer Sparte Sports & Lifestyle werden, die er um Puma herum aufbauen soll. Den Posten als Nachhaltigkeits-Beauftragter im Konzern übernimmt er sofort.

Jochen Zeitz, der sein Privatleben hermetisch abschirmt, der die Talkshows und Klatschspalten meidet, galt lange als Workaholic, als einer, der auch im Urlaub und auf seiner Farm in Kenia ständig erreichbar ist. Er werde nervös, wenn er nichts zu tun habe, sagte Zeitz einmal. Zuletzt vermittelte er das Bild eines Managers im mittleren Lebensalter, der alles erreicht hat, dem Herzogenaurach längst zu klein geworden ist, und der mehr braucht als bessere Quartalszahlen - nämlich eine neue Herausforderung.

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