PSA:Stunk um Opel

Der neue französische Eigner PSA droht dem US-Vorbesitzer Insidern zufolge mit einer Klage - weil die Modelle zu dreckig sind. PSA wolle etwa die Hälfte des Kaufpreises zurück haben.

Von Leo Klimm, Paris

Auf der erdabgewandten Seite des Monds stinkt es gewaltig - nach Abgasen. Das jedenfalls meint Carlos Tavares, der Chef des neuen französischen Opel-Mutterkonzerns PSA: Als er Opel zu Jahresbeginn von General Motors (GM) erworben habe, habe er "die verborgene Seite des Monds nicht zu sehen bekommen", sagte Tavares neulich im SZ-Interview. Und meinte mit dem Sprachbild, die US-Vorbesitzer hätten ihm eine böse Überraschung hinterlassen, weil sie keinen Plan zur Einhaltung der EU-Vorgaben für CO₂-Emissionen bei Opel entwickelt hatten.

Jetzt will Tavares dafür offenbar eine Entschädigung: Sein Konzern droht, GM auf 600 bis 800 Millionen Euro zu verklagen. Das ist etwa die Hälfte dessen, was die Franzosen für die Opel-Autosparte bezahlt haben. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf Insider-Informationen. Beide Konzerne ließen das am Mittwoch zunächst unkommentiert.

In dem Streit geht es um viel Geld. PSA-internen Schätzungen zufolge könnte die Opel-Modellreihe die ab 2021 gültigen EU-Auflagen für Schadstoffausstoß so weit verfehlen, dass der Konzern eine Strafe von fast einer Milliarde Euro fürchten müsse. Der künftige Grenzwert für CO2-Emissionen liegt bei 95 Gramm je Kilometer; bisher beträgt er 130 Gramm. Darauf habe GM Opel nicht vorbereitet, so PSA. Für die meisten Modelle der deutschen Marke sei nicht einmal eine teil-elektrische Version vorgesehen. Tatsächlich setzte Opel bisher stark auf das Elektroauto Ampera-e. Dieses Modell aber verursacht so hohe Verluste, dass Tavares den Preis deutlich anheben und den Verkauf im wichtigen E-Auto-Markt Norwegen sogar ganz stoppen ließ.

Allerdings ist fraglich, ob PSA eine Täuschung durch GM nachweisen kann. GM-Chefin Mary Barra hatte den Aufwand zur Einhaltung der Schadstoff-Regeln zum Zeitpunkt des Opel-Verkaufs ausdrücklich als einen Grund für das Geschäft genannt. Bei PSA hält man nun dagegen, das Ausmaß des Problems sei viel größer als von GM dargestellt. Analysten erwarten, dass PSA mehrere Hundert Millionen Euro abschreiben muss. Für Opel wäre das wieder einmal eine schlechte Nachricht: Die Abschreibungen würden den Druck auf das verlustreiche Traditionsunternehmen - das laut Tavares drei Jahre zur eigenen Rettung hat - weiter erhöhen.

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