Prozess gegen "Pharma Bro":"Ich hasse ihn. Martin Shkreli ist ein kleiner, gieriger Mann"

Jury Deliberations Continue In Martin Shkreli Securities Fraud Trial

Martin Shkreli nach seiner Verurteilung in New York

(Foto: Drew Angerer/AFP)

Der meistgehasste Mann des Internets musste wegen Betrugs vor Gericht - und es war nahezu unmöglich, unvoreingenommene Geschworene zu finden.

Bei amerikanischen Prozessen entscheidet eine Jury, ob der Angeklagte schuldig ist oder nicht. Die Juroren dürfen nicht voreingenommen sein, also zum Beispiel niemanden wegen seiner Hautfarbe vorverurteilen. Solche Leute werden nicht in die Jury aufgenommen. Wenn man der meistgehasste Mann des Internets ist, fallen ganz schön viele Juroren durch.

Martin Shkreli, 34, hat wirklich viele Feinde. Er verfünfzigfachte den Preis für ein Aids-Medikament, das machte ihn weltweit bekannt. Seine Gegner nennen ihn in sozialen Netzwerken deshalb ironisch "Pharma Bro". Gerade wurde er in anderer Sache verurteilt, wegen Wertpapierbetrugs. Der Richter muss das Strafmaß noch entscheiden, ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. Das Magazin Harper's veröffentlicht nun Protokolle, die zeigen, wie verdammt schwierig es war, Juroren für diesen Prozess zu finden, die ihn nicht hassten. Mehr als 200 Menschen lehnte das Gericht dem Bericht zufolge ab.

Shkreli prahlte damit, das einzigartige "Wu-Tang Clan"-Album nicht einmal angehört zu haben

Schon Juror-Kandidat Nr. 1 legte munter los. "Ich kenne den Angeklagten und ich hasse ihn. Ich denke, er ist ein kleiner, gieriger Mann." Das Gericht erinnert ihn, dass Juroren sich nur auf Beweise stützen dürfen. Ob er dem zustimme? "Keine Ahnung, ob ich das kann. Ich würde mich nicht in dieser Jury sehen wollen."

Kandidat Nr. 59 nahm ihm die Sache mit dem Wu-Tang Clan-Album übel. Die bekannte Rap-Gruppe hatte von einem Album nur eine einzige Kopie veröffentlicht. Für zwei Millionen Dollar soll Shkreli sie gekauft haben. Er prahlte damit, dass er sich die von Fans so lange ersehnte Musik gar nicht angehört habe. Nicht lustig, sagte der potenzielle Juror: "Er hat sich gegenüber dem Wu-Tang Clan respektlos verhalten", sagte er. "Sie sind entschuldigt", sagte das Gericht.

Anwärter Nr. 144 wurde gefragt, ob er "ergebnissoffen" an den Fall herangehen könnte. "Ich glaube nicht", antwortete der, denn: "He kind of looks like a dick", was höflich übersetzt heißt, dass Shkreli ja schon wie ein Penner aussehe. Das Gericht entließ auch ihn aus der unliebsamen Jury-Pflicht. Der Nächste, bitte!

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