Protest:Post-Mitarbeiter streiken

Die Gewerkschaft Verdi startet den Ausstand der Post-Beschäftigten, sie wollen die Regional-Gesellschaften abschaffen.

Von Detlef Esslinger

Die Gewerkschaft Verdi beginnt an diesem Dienstag mit unbefristeten Streiks bei der Post. Die Kunden des Unternehmens müssen aber nicht befürchten, dass sie schon von Mittwoch an keine Briefe und Pakete mehr bekommen werden. Die Strategie von Verdi sieht erstens vor, die Zahl der Streikenden Schritt für Schritt zu erhöhen, und zweitens, nicht mit den Zustellern, sondern in den Verteilzentren zu beginnen. "Wir müssen den Druck nun massiv erhöhen", sagte die stellvertretende Verdi-Chefin Andrea Kocsis.

In zahlreichen größeren und mittleren Städten betreibt die Post 82 Verteilzentren, in denen sie die Brief- und Paketzustellung organisiert. Wie es bei Verdi hieß, werden zu Beginn nicht sämtliche dieser Zentren bestreikt, sondern auch sie sollen schrittweise in den Arbeitskampf einbezogen werden. Ansonsten gleicht das Vorgehen von Verdi der Methode im Kita-Streik: Wer von der Gewerkschaft zum Streik aufgerufen ist, soll nicht nach ein paar Tagen durch Streikende aus anderen Betrieben abgelöst werden, sondern "zunächst unbefristet" im Streik bleiben. So will die Gewerkschaft den Umfang des Streiks nach und nach erhöhen. Die Kunden des Unternehmens werden den Arbeitskampf daher erst nach und nach zu spüren bekommen - je nachdem, wo die Briefe und Pakete abgeschickt wurden, auf die sie warten.

Die Arbeitnehmervertreter wollen wieder eine einheitliche Bezahlung im Konzern

Die Gewerkschaft und das Unternehmen streiten vor allem um 49 Regionalgesellschaften, welche die Post vor einiger Zeit gegründet hat. Darin bezahlt sie die Mitarbeiter nicht nach Haustarif, sondern nach den Tarifverträgen, die andere Arbeitgeber mit Verdi für die Speditions- und Logistikbranche haben. Dort sind die Löhne um etwa 20 Prozent billiger. Verdi will die Post zwingen, diesen Schritt rückgängig zu machen und innerhalb des Konzerns künftig wieder einheitlich zu bezahlen. Dieses Ziel ist der Gewerkschaft so wichtig, dass sie in der vergangenen Woche unter anderem angeboten hatte, fürs laufende Jahr auf prozentuale Einkommenserhöhungen zu verzichten.

Die Post lehnte diesen Vorschlag am Montag ausdrücklich ab. Er leiste "keinen Beitrag zur Zukunftssicherung für Mitarbeiter und Unternehmen", erklärte Personalvorstand Melanie Kreis. Sie rechnete aus, dass die Summe aus Verdi-Forderungen und Verdi-Zugeständnissen eine Mehrbelastung von 300 Millionen Euro zur Folge hätten. Dies "wäre eine spürbare Verschärfung unseres bestehenden Wettbewerbsnachteils", wurde Kreis in einer Mitteilung des Konzerns zitiert.

Die Deutsche Post AG hat etwa 130 000 Angestellte. Das Unternehmen gehört zu jenen im Land, in denen die Gewerkschaft Verdi traditionell so viele Mitglieder hat wie kaum irgendwo sonst. Nach Angaben aus Gewerkschaftskreisen sind vier von fünf Post-Beschäftigten organisiert. Einen Streik dürfte das Unternehmen also deutlich zu spüren bekommen - weshalb es am Montag ankündigte, "wie auch schon bei den Warnstreiks der vorangegangenen Wochen alles zu tun", um die Auswirkungen auf seine Kunden so gering wie möglich zu halten. Dazu gehörte bisher die "freiwillige" Versetzung von Beamten auf bestreikte Arbeitsplätze, was das Arbeitsgericht Bonn vor zwei Wochen für zulässig erklärte, sowie der verstärkte Einsatz von Leiharbeitern und Werkvertraglern. Ein neuer Verhandlungstermin zeichnet sich derzeit nicht ab.

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