Protest gegen Schließung:Französische Arbeiter besetzen Stahlwerk

Sie wollen bleiben, bis der Hochofen wieder angefahren wird: 200 Arbeiter eines Stahlwerks in Ostfrankreich haben sich in den Büros ihres Arbeitgebers verschanzt. Der Konzern Arcelor Mittal hatte das Werk "vorübergehend" geschlossen - bis jetzt wurde es aber nicht wieder hochgefahren.

Aus Protest gegen die Abschaltung des letzten Hochofens in Lothringen haben etwa 200 Arbeiter am Montag ein Werk des Stahlkonzerns Arcelor Mittal in Ostfrankreich besetzt. Sie drangen in das Werk im lothringischen Florange ein, wo sie sich in den Räumen der Direktion niederließen, berichten französische Medien.

Employees of ArcelorMittal take part in the occupation of the local headquarters of the company in Florange

Angestellte des Stahlwerks im ostfranzösischen Florange besetzen die Direktionsbüros. Der Protest richtet sich gegen die Schließung des Werks.

(Foto: REUTERS)

Bei der Protestaktion geht es nicht nur um den Erhalt der Arbeitsplätze. Es geht um Leben oder Tod des letzten Hochofens in Lothringen, und zugleich um viel mehr: um die Ehrlichkeit von Politikern, das Gewinnstreben von Konzernen und um die démondialisation. Das heißt, um die Frage: Kann man die Globalisierung zurückdrehen? In keinem anderen Industrieland glauben die Menschen so stark an diese Möglichkeit wie in Frankreich.

Dieser Wunsch zeigt sich in kämpferischen Aktionen wie an diesem Montag. "Wir wollen der Direktion Kurzarbeit verpassen", sagte Edouard Martin von der pro-sozialistischen Gewerkschaft CFDT. "Wir bleiben in den Büros der Direktion, bis der Hochofen wieder angefahren wird". Die Vertreter der Werksleitung waren nicht anwesend. Martin kündigte weitere Protestaktionen bis zum 6. Mai an - dem Tag, an dem der zweite Durchgang der Präsidentschaftswahl in Frankreich stattfindet.

Am Stahlstandort Florange ist der Wunsch nach Entglobalisierung zu spüren wie sonst nirgendwo. Anfang Oktober hatte Arcelor Mittal seinen letzten Hochofen in Florange abgeschaltet, Stahlkocher und ihre Familien starteten Mahnwachen. Florange, das ist nicht einer jener Urlaubsorte mit blauem Himmel und rauschendem Meer. Florange ist grau, arm und muffig - eine Stadt auf dem Weg in eine Zukunft ohne alte Industriestärke.

Im Oktober hieß es, Arcelor Mittal wolle Florange schließen, nur "vorübergehend", wie der Konzern betont. Wegen des Preisdrucks und der unsicheren Weltwirtschaftslage. Sobald sich die Lage bessere, werde die Anlage wieder hochgefahren, im Januar. Doch die Gewerkschafter glaubten das nicht. Sie fürchten eine endgültige Schließung des 1948 gegründeten Werks.

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