Promod:Deutsche Tochter des Modehändlers Promod ist pleite

Singapore General Economy Ahead Of Revised GDP Figures

Die Firma hat weltweit Filialen: Eine Frau zieht die Schaufensterpuppen in einem Laden von Promod in Singapur an.

(Foto: Nicky Loh/Bloomberg)
  • Das Amtsgericht Köln hat das Insolvenzverfahren über die Promod Deutschland GmbH mit 71 Filialen eröffnet.
  • Die deutsche Tochter will sich in Eigenverwaltung sanieren.

Von Elisabeth Dostert

Die Kette der insolventen Textilhändler ist um ein Glied länger. Das Amtsgericht Köln hat das Insolvenzverfahren über die Promod Deutschland GmbH mit 71 Filialen eröffnet. Sie gehört zum französischen Promod-Konzern aus der Nähe der nordfranzösischen Stadt Lille. Die deutsche Tochter will sich in Eigenverwaltung sanieren und wird dabei von Michael Thierhoff beraten.

Die Diagnose des Wirtschaftsprüfers und Mitgründers der Kanzlei Thierhoff Müller aus Frankfurt und Leipzig klingt vertraut. Promod leide unter der "Kannibalisierung im Einzelhandel". Es gebe zu viele Läden und neue Konkurrenten, sagt Thierhoff. Online-Händler wie Amazon oder Zalando machten Händlern mit Läden zu schaffen. Die Digitalisierung des Handels fordert viele Firmen heraus, selbst Konzerne wie Hugo Boss oder Gerry Weber müssen sich auf die neuen Konkurrenten im Internet einstellen. Manchen von ihnen gelingt das unter großen Qualen, andere treibt die neue Marktlage in die Insolvenz.

So wie Zero

So erging es auch der 1967 von Detlef Ruddat gegründeten Kette Zero mit zuletzt rund 100 Millionen Euro Umsatz und mehr als tausend Mitarbeitern. Sie meldete Ende März Insolvenz an. Mitte Juli vermeldete der zuständige Bremer Insolvenzverwalter Malte Köster, dass eine Investorengruppe um Jean J. Jacober die Kette übernehmen werde. Hinter dem in der Luxusgüterbranche erfahren Manager stehe ein Family Office, also eine vermögende Familie. "Über den Kaufpreis und die finanziellen Details der Transaktion im Einzelnen haben die Parteien Stillschweigen vereinbart", teilte Köster mit.

Das ist einer der beliebtesten Sätze aus dem Textbausteinkasten von Firmenverkäufern. Ähnliche Worte wählte auch Frank Günther, Chef der Münchner Firma One Square Advisors, als er vor kurzem den Verkauf der seit mehr als zwei Jahren insolventen Modefirma Strenesse an die Maeg Holding vermeldete. Auch hinter diesem Käufer steckt ein Clan. Medienberichten zufolge ist es die polnische Familie Kucharczyk, die sich gerade mit im Energiesektor verdienten Geld eine Luxusmarken-Gruppe zusammenbastelt. Eine hochverzinsliche Anleihe hatte die schon angeschlagene Firma aus Nördlingen endgültig aus der Bahn geworden. Günther ist Vertreter der Anleihegläubiger von Strenesse.

"Es gab Probleme mit der Kollektion"

Der französische Konzern Promod mit rund 900 Millionen Euro Umsatz und weltweit mehr als 5000 Mitarbeitern leidet unter dem Wandel des Marktes, einige Fehler sind aber hausgemacht. "Es gab Probleme mit der Kollektion", sagt Krisenexperte Thierhoff. "Die Passform stimmte nicht. In den Läden fehlten oft kleine Größen." Die Defizite hat der Mutterkonzern erkannt. Im Frühjahr verkündete er das Programm "Cap 2017". Es sieht unter anderem die stärkere Digitalisierung des Geschäfts vor, aber auch die Schließung von 180 der weltweit knapp tausend Läden. "Man wolle sich auf die profitablen Standorte konzentrieren", so die Geschäftsführung. In Frankreich zählt Promod nach einem Bericht der französischen Zeitschrift Capital zu den beliebtesten Arbeitgebern der Modebranche, noch vor Zara, C&A und H&M.

Gegründet hat die Kette 1975 Francis Charles Pollet im nordfranzösischen Roubaix. Auf der von Capital veröffentlichten Rangliste der reichsten Franzosen nimmt Pollet mit einem Vermögen von rund einer Milliarde Euro Rang 55 ein. Er hat in den vergangenen Jahren einige Plätze eingebüßt. Er ist ein Nachfahre von Joseph Pollet, Gründer des berühmten französischen Mode- und Versandhändlers La Redoute.

Für die deutsche Promod-Tochter sieht Wirtschaftsprüfer Thierhoff gute Chancen. Im Geschäftsjahr 2014/2015 per Ende Februar setzte sie mit 600 Mitarbeitern 65 Millionen Euro um. Jüngere Zahlen sind noch nicht veröffentlicht. Die Gesellschaft schreibt Thierhoff zufolge Verluste. Ziel des Insolvenzplanes, den das Amtsgericht Köln bereits genehmigt hat und über den im September die Gläubiger abstimmen sollen, sei es, die meisten der derzeit 71 Läden zu erhalten. Allein in München betreibt Promod fünf Filialen. Das Geschäft in der Kaufinger Straße, der größten Einkaufsmeile der Stadt, ist das zweitgrößte von Promod weltweit. Durch das Insolvenzverfahren sei es für Promod leichter, sich von "Mietverträgen mit nicht mehr marktgerechten Preisen" zu trennen, sagt Thierhoff. Die Gespräche mit den Vermietern laufen. "Einige sind bereit, die Mieten zu senken, andere nicht." Die Mieter stellen die zweitgrößte Gruppe, denen Promod Geld schuldet. Größter Gläubiger ist der Mutterkonzern. Er unterstütze den Insolvenzplan.

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