Privatkundengeschäft:Deutschbanker zittern um Jobs

Die Gerüchte um die neue Strategie der Deutschen Bank sorgen intern für Unruhe bei den rund 38 000 Mitarbeitern. 250 Filialen könnten nach Medienberichten geschlossen werden.

Bei den etwa 38 000 Mitarbeitern im Privatkundengeschäft der Deutschen Bank geht die Angst um. Der Strategieprozess der beiden Co-Vorstandschefs Jürgen Fitschen und Anshu Jain wird Einsparungen im Privatkundengeschäft zur Folge haben, egal welche der drei vorliegenden Optionen im Rahmen des Strategieprozesses gewählt wird. Ein Drittel der 750 Filialen könnte Medienberichten zufolge geschlossen werden. Das extremste Modell sieht eine Komplettabspaltung des gesamten Privatkundengeschäfts inklusive Postbank mit der mittelfristigen Perspektive Börsengang vor. Hier würde der Sparkurs aber wohl noch am moderatesten ausfallen. Ziel sei es, die technische Integration der Postbank in die Deutsche Bank weiter voranzutreiben, um die gemeinsame Privatkundenbank attraktiver zu machen. Die Postbank gehört seit 2010 mehrheitlich zum Konzern, der sein Privatkundengeschäft damit deutlich ausbaute.

Die Deutsche Bank wollte sich zu möglichen Filialschließungen nicht äußern. Ein Sprecher verwies auf Äußerungen von Privatkundenvorstand Rainer Neske, der erst im Dezember betont hatte, Deutschlands größtes Geldhaus glaube weiter an die Filialen und Online-Banking könne nur eine Ergänzung sein. Allerdings hatte der Manager damals auch signalisiert, dass die Zahl der Filialen eher sinken als steigen werde. Ziel sei es, eine "digital-transformierte" Bank zu schaffen.

In den vergangenen Jahren hat die Deutsche Bank bereits Hunderte Filialen aufgegeben - meist über Zusammenlegungen nahe gelegener Geschäftsstellen. Für die Digitalisierungsoffensive, bei der klassische Beratungsleistungen vor Ort enger mit dem Online-Banking verzahnt und neue Kanäle erschlossen werden sollen, nimmt das Geldhaus nun bis 2017 rund 200 Millionen Euro in die Hand. "Die Deutsche Bank ist hier aber recht spät gestartet", sagte ein weiterer Insider. "Man muss online-affine Kunden zu Online-Kunden machen, damit kriegt man die Kosten runter." Eine ähnliche Doppelstrategie fährt auch die Commerzbank, während die Unicredit-Tochter HVB derzeit den wohl radikalsten Kurs einschlägt: Sie macht die Hälfte ihrer etwa 600 Filialen in Deutschland dicht. Die Volks- und Raiffeisenbanken wollen von dem Rückzug der großen Privatbanken profitieren. "Das ist ohne Frage eine Chance", sagte Uwe Fröhlich, Präsident des genossenschaftlichen Bankenverbands BVR, am Dienstag in Frankfurt. Die Genossen könnten Kunden gewinnen, wenn sich die Konkurrenz aus der Fläche zurückziehe.

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