Manchmal brauchen Unternehmen besondere Finanzierungslösungen. Wenn sie etwa internationale Märkte erschließen, eine Übernahme oder den Generationswechsel planen, denken Firmenchefs oft auch über Beteiligungskapital nach. "Auch wenn die Skepsis noch immer relativ groß ist, stößt es heute auf deutlich mehr Akzeptanz als noch vor 15 Jahren", sagt Georg Licht, Leiter des Forschungsbereichs Industrieökonomik am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW).
Wenn ein Investor Anteile am Unternehmen erwirbt, zahlt er dafür heute einen höheren Preis als noch vor einigen Jahren. Denn das Angebot ist gewachsen und auch die Finanzierungskonditionen sind besser geworden. Vorbörsliches Beteiligungskapital, auch Private Equity genannt, stammt häufig aus mit dem Geld von Großanlegern gespeisten Fonds. Vorbehalte weckt die oft relativ kurzfristige Ausrichtung dieser Fonds, die sich nach einigen Jahren wieder von ihren Anteilen trennen. Auch Modelle, bei denen Beteiligungen mit mehr Fremdkapital als mit eigenen Mitteln erworben und die Schulden dann dem Unternehmen aufgebürdet wurden, haben in der Vergangenheit dem Ruf geschadet. Mittlerweile sind jedoch deutlich konservativere Finanzierungen üblich.
Es gibt noch immer viele Vorbehalte
Anbieter wie etwa die Private-Equity-Ableger von Sparkassen und Banken gehen zudem mit langfristig verfügbaren Mitteln mit ins Risiko. "Beteiligungskapital kommt besonders bei Wachstumsfinanzierungen und Unternehmensnachfolgen zum Einsatz und ist ein stabilisierender Faktor in der Gesamtfinanzierung", sagt Christian Futterlieb, Geschäftsführer der zur genossenschaftlichen Finanzgruppe gehörenden VR Equitypartner. Eine besondere Rolle spielen auch die öffentlich geförderten Mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (MBGen) der Bundesländer. Die MBGen stellen vor allem Mezzanine-Finanzierungen in Form von stillen Beteiligungen bereit. Diese gelten als wirtschaftliches Eigenkapital und eröffnen ebenso wie direkte offene Beteiligungen neue Spielräume bei der Kreditbeschaffung. Steuerlich wiederum sind sie Fremdkapital, sodass die Finanzierungskosten oft steuermindernd wirken können. Das Beteiligungsentgelt liegt allerdings über den marktüblichen Zinsen. Denn für Mezzanine sind keine Sicherheiten erforderlich und die Kapitalgeber tragen deshalb ein höheres Risiko.
"Unternehmen fragen bei uns vielfach auf Empfehlung der Hausbanken an, zum Beispiel wenn größere Wachstumsprojekte anstehen und eine eigenkapitalstarke Finanzierung besonders gefragt und notwendig ist", sagt Sonnfried Weber, Geschäftsführer der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft (BayBG). Die Firmen müssen bei stillen Beteiligungen keine Mitspracherechte abgeben. Sie stehen zudem für sieben bis zehn Jahre und damit üblicherweise länger als ein Bankkredit zur Verfügung. "Wir bleiben auch da, wenn einmal Gewitterwolken aufziehen", betont Weber. Andererseits muss das Unternehmen die Kosten von Mezzanine auch tragen können.
Die Investoren von Beteiligungskapital achten genau auf die künftig zu erwartenden Kapitalflüsse und eine überzeugende Marktposition. Dabei geben sie oft selbst Impulse. "Private Equity bietet nicht nur Geld, sondern auch Know-how und Unterstützung bei der Ausarbeitung von Strategien", sagt ZEW-Experte Licht. Zudem helfen die Netzwerke der Investoren. "Wir können etwa bei Internationalisierungsvorhaben schnell Kontakte zu Kennern des entsprechenden Marktes und der Bedingungen am Ort herstellen", sagt Futterlieb.
Bei Nachfolgeregelungen steht das Management im Fokus. "Dabei geht es meistens darum, die Finanzierung des Kaufpreises durch Beteiligungskapital zu ermöglichen", erläutert Weber. Die Nachfolger sind häufig bewährte Mitarbeiter der zweiten Führungsebene. Ebenso häufig unterstützt der Investor aber auch bei der Suche nach einem Manager von außen. Die Finanzinvestoren selbst kommen als Käufer von Minderheitsanteilen ebenso infrage wie als Käufer der gesamten Firma. So können sich Unternehmer auch für einen schrittweisen Ausstieg entscheiden. "Es ist durchaus möglich, dass wir zunächst eine Minderheitsbeteiligung und - wenn sich das gegenseitige Vertrauen bestätigt - zu einem späteren Zeitpunkt weitere Anteile übernehmen", sagt Futterlieb.
Nach wie vor gibt es auch Vorbehalte. Unternehmer fürchten etwa, dass Finanzinvestoren Wachstumsvorhaben zu schnell vorantreiben und zu wenig auf die Risiken achten. "Der Mittelstand ist oft unsicher, ob Private Equity auch in schlechten Zeiten zum Unternehmen steht", sagt Wissenschaftler Licht. Im Falle eines Verkaufs zahlen interessierte Wettbewerber oft die besseren Preise, weil sie direkt von Synergieeffekten profitieren.
Der Alteigentümer könne mit dem Fortbestand seines Lebenswerks rechnen
Nicht selten laufen bei einer geplanten Nachfolge gerade die Geschäfte nicht ganz so gut. Und das, obwohl eigentlich Potenzial da ist. Die Industrieholding Adcuram sieht solche Situationen als Gelegenheit für Investitionen. Adcuram übernimmt Mehrheitsbeteiligungen und gibt mit seinem 40-köpfigem Expertenteam operative Unterstützung bei der Neuaufstellung. So helfe Adcuram Unternehmen etwa dabei, Produkte, betriebliche Prozesse oder den Marktauftritt zu verbessern, sagt Vorstandsmitglied Philipp Gusinde. Der Alteigentümer wiederum könne einen guten Verkaufspreis erzielen und mit dem Fortbestand seines Lebenswerks rechnen.
Für die in dritter Generation familiengeführte Vitrulan-Gruppe im fränkischen Marktschorgast war das gerade eine attraktive Lösung. In der Familie gab es keinen Nachfolger und unter dem Dach eines Wettbewerbers sollte der Hersteller technischer Textilien aus Glasgewebe auch nicht verschwinden. "Angesichts des intensiven Wettbewerbs und des enormen technologischen Umbruchs wollen viele Unternehmer heute die nächste Wachstumsphase neuen Eigentümern anvertrauen", sagt Gusinde.