Premiere: Bezahlsender vorerst gerettet:Stirb langsam

"Überleben gesichert": News Corp, der Konzern des Medienmoguls Murdoch, sichert eine Kapitalerhöhung bei Premiere ab - stellt aber mehrere Bedingungen.

Einen Tag vor Weihnachten ist der Abosender Premiere haarscharf an der Pleite vorbeigeschrammt. Nach wochenlangem Ringen einigte sich Premiere mit Banken und dem Großaktionär Rupert Murdoch in einer Nachtsitzung auf eine neue Finanzierung. Fast eine halbe Milliarde Euro frisches Kapital soll dem Bezahlsender damit zufließen. Die rund 1100 Beschäftigten des Unternehmens können vorläufig aufatmen. "Damit ist das Überleben von Premiere gesichert", sagte Premiere-Chef Mark Williams.

Premiere: Bezahlsender vorerst gerettet: Murdoch rettet Premiere: Mit einer Kapitalerhöhung will der defizitäre Bezahlsender aus der Krise kommen.

Murdoch rettet Premiere: Mit einer Kapitalerhöhung will der defizitäre Bezahlsender aus der Krise kommen.

(Foto: Foto: ddp)

Die Banken gewähren deshalb neue langfristige Kredite über 525 Millionen Euro. Die Finanzspritze sei Voraussetzung für das Überleben, sagte Premiere-Chef Mark Williams. Nun könne die neue Strategie mit mehr Programmen und Service umgesetzt werden, um ab 2011 profitabel zu werden.

Premiere hatte in der Vergangenheit tiefrote Zahlen geschrieben und hätte deshalb seine Kreditauflagen nicht mehr einhalten können. Außer an die Zusage der Banken knüpfte News Corp die Unterstützung an die Bedingung, kein Pflichtangebot an die übrigen Aktionäre abgeben zu müssen, wenn die Schwelle von 30 Prozent der Anteile überschritten wird. News Corp ist seit Jahresanfang Premiere-Aktionär und hat seinen Anteil sukzessive auf rund 25 Prozent aufgestockt.

Zwei Tranchen

Ob ein Antrag auf Befreiung von einer Pflichtofferte bereits vorliegt, wollte die Finanzaufsicht Bafin am Dienstag nicht sagen. Konzernchef Williams, ein Murdoch-Vertrauter, äußerte sich optimistisch, dass die Behörde grünes Licht geben wird. Die Bafin kann eine Ausnahme vom Pflichtangebot machen, wenn für ein Unternehmen "bestandsgefährdende Risiken" existieren. Premiere ließ sich seine Sanierungsbedürftigkeit von Wirtschaftsprüfern bestätigen.

Die Kapitalerhöhung soll in zwei Tranchen über die Bühne gehen: Um den kurzfristigen Finanzierungsbedarf zu decken, soll zunächst die Zahl der Aktien um bis zu 10,2 Millionen erhöht werden. News Corp sicherte zu, so viele Aktien zu einem Mindestpreis von 3,19 Euro zu übernehmen, dass Premiere dabei mindestens 25 Millionen Euro in die Kassen gespült werden. Dabei soll der News-Corp-Anteil nicht über 29,9 Prozent steigen. Am Dienstag rutschte der Premiere-Kurs um mehr als sieben Prozent ab auf 3,95 Euro.

Über den zweiten, weitaus größeren Teil der Kapitalerhöhung soll im Startquartal 2009 eine außerordentliche Hauptversammlung abstimmen. Auch für diese Tranche sicherte News Corp einen Festbezug und eine Übernahmegarantie zu. Die Mittel sollen dann im zweiten Quartal 2009 fließen. Williams sprach von "einem bedeutenden Meilenstein für die Trendwende". Er schloss nicht aus, dass News Corp künftig mehr als 50 Prozent der Anteile halten wird.

Profitabel ab 2011

Für 2008 rechnet der seit Herbst amtierende Vorstandschef mit einem operativen Verlust (Ebitda) zwischen 40 und 60 Millionen Euro. Die Nettoverschuldung steige voraussichtlich auf 320 von 307 Millionen Euro. Auch für 2009 erwartet Premiere tiefrote Zahlen. Der Umsatz, der für 2008 bei rund einer Milliarde Euro gesehen wird, soll um rund 50 Millionen Euro wachsen. Ende 2010 will Premiere bei Ebitda und Cashflow die Trendwende schaffen und ab 2011 profitabel sein. Zuletzt hatte der Bezahlsender 2005 schwarze Zahlen geschrieben.

Allerdings muss der Konzernchef nun rasch neue Kundschaft finden, damit der Sender nach der Notrettung nicht doch noch untergeht. Williams will mehr Langzeitabonnenten gewinnen und so den Umsatz pro Kunde erhöhen - statt auf Masse zu setzen. Derzeit hat Premiere rund 2,41 Millionen Abonnenten. Noch im Sommer hatte der Konzern von 3,6 Millionen berichtet - bis Williams, der zuvor zwölf Jahre lang bei News Corp gearbeitet hatte, aufdeckte, dass darunter eine Million Karteileichen waren. Mit Investitionen in mehr Programme, einfachere Technik und besserem Service sollen neue Kunden angelockt werden. Williams sagte, der Zuschlag für die Bundesliga-Rechte Ende November mache ihn zuversichtlich. Er sehe trotz Wirtschaftskrise gute Chancen für einen profitablen Bezahlsender: "Pay-TV ist ein kleiner Luxus, den sich die Leute erlauben."

Einen festen Plan B hat Premiere-Chef Mark Williams nicht in der Tasche. Falls alle Stricke reißen, müsste das Finanzpaket mit den Banken neu verhandelt werden. In der derzeitigen Lage dürfte das allerdings schwierig werden.

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