Preisabsprachen:British Airways zu Rekordstrafe verdonnert

Wegen illegaler Preisabsprachen muss British Airways nun die bislang höchste Strafe in einem britischen Wettbewerbsverfahren zahlen. Die Millionenbuße ist auch Signal für die Branche.

Jens Flottau

British Airways muss die bislang höchste Strafe in einem britischen Wettbewerbsverfahren zahlen. Die Fluggesellschaft einigte sich mit der Wettbewerbsbehörde Office of Fair Trading (OFT) auf einen Betrag von 121,5 Millionen Pfund (180 Millionen Euro) wegen des Vorwurfs der illegalen Preisabsprache mit dem schärfsten lokalen Konkurrenten Virgin Atlantic Airways.

Vermutlich wird es für British Airways aber noch teurer. Die Strafzahlungen könnten die Summe von rund 350 Millionen Pfund (520 Millionen Euro) erreichen, sollte auch das amerikanische Justizministerium eine Buße verhängen.

Die Entscheidung wurde für Mittwochabend erwartet. Das Unternehmen hat Rückstellungen für die Zahlungen gebildet.

Signalwirkung

Das Verfahren könnte Signalwirkung haben für die Branche und die weit verbreiteten Kerosinzuschläge. Seit 2004, mit den steigenden Kraftstoffpreisen, erheben die Fluggesellschaften extra ausgewiesene Zuschläge.

So muss man bei der Lufthansa pro Langstreckenflug derzeit 62 Euro mehr bezahlen, innerhalb Europas sind es 12 Euro. Weil viele Anbieter ihre Zuschläge immer wieder nahezu gleichzeitig erhöhten und senkten, starteten die US-Wettbewerbsbehörden 2006 eine Untersuchung gegen nahezu alle großen Frachtfluggesellschaften.

Lufthansa Cargo musste für eine außergerichtliche Einigung im September 2006 90 Millionen Euro aufbringen, andere Verfahren laufen noch.

Besonders krass

Der Fall British Airways/Virgin Atlantic ist allerdings besonders krass. Mehrfach haben sich Mitarbeiter der beiden konkurrierenden Gesellschaften angerufen und darüber informiert, wann und um wie viel der Treibstoffzuschlag erhöht wird - und meistens erhöhten sie ihn dann auch gleichzeitig.

Wegen der Absprachen entließ British Airways den ehemaligen Verkaufsvorstand Martin George und Kommunikationschef Ian Burns. Virgin Atlantic ist nur deswegen um eine Strafe herumgekommen, weil das Unternehmen die Vorgänge selbst angezeigt hatte.

Lieblings-Feind

Für die kleinere Fluggesellschaft, die stets auf ihr Image als kleine Gesellschaft, die gegen die Großen antritt, baute und damit auch in der öffentlichen Meinung punkten konnte, sind die Absprachen aber ein großes PR-Desaster - zumal sie ausgerechnet den Lieblings-Feind BA betreffen.

Treibstoffzuschläge sind für die Flugbranche von hoher wirtschaftlicher Bedeutung und sie werden nach Ansicht von Kritikern zuweilen auch missbraucht. So liegen die Zuschläge bei Europaflügen einer JP-Morgan-Studie zufolge oft höher als die gesamten Treibstoffkosten, und können damit zum Teil direkt als Gewinn verbucht werden.

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