Prämie für Allianz-Vertreter:Null Euro zum Dank

Deutschlands größter Versicherer lobt alle Mitarbeiter, zahlt eine Prämie an die Angestellten - und streicht gleichzeitig die Erfolgsprämie für die Vertreter. Der Konzern will mit Macht die Vertriebskosten senken.

Von Herbert Fromme, Köln

Das ist rein kommunikationstechnisch eine große Leistung der Allianz-Führung: Innerhalb weniger Tage lobt sie die Anstrengungen von Mitarbeitern und Vertretern im Jahr 2017 ausführlich ("Danke für Ihr Engagement"), kündigt eine Erfolgsprämie von 1,37 Monatsgehältern für die Angestellten an - und streicht den 8300 Vertretern der Gruppe in Deutschland die seit Jahrzehnten gezahlte jährliche "Sonderzuwendung" ersatzlos. Sie machte zwischen 430 Euro und 3100 Euro aus, die meisten Vertreter erhielten 500 Euro bis 1000 Euro.

Obwohl es sich um einen überschaubaren Betrag handelt, hat der Schritt zu massiver Verärgerung geführt. "Ich kann überhaupt nicht nachvollziehen, warum die Allianz das tut", sagt ein betroffener Allianz-Vertreter. Auch die Interessenvertretung protestiert. "2017 war ein weiteres Rekordjahr, und umso unverständlicher ist es, dass die Allianz nun entschieden hat, die Erfolgsbeteiligung nicht mehr zu zahlen."

Tatsächlich: Die Vertreter haben maßgeblich dazu beigetragen, dass die Gesellschaft den stetigen Verlust an Marktanteilen in wichtigen Sparten wie der Kfz-Versicherung stoppen konnte. Dennoch macht sich der Konzern Gedanken darüber, wie im Zuge der Digitalisierung künftig Versicherungen vertrieben werden und wie er die Vertriebskosten senken kann. Angesichts starker Konkurrenz des Vergleichsportals Check24, des Direktversicherers HUK24 und des drohenden Markteinstiegs von Amazon ist das nachvollziehbar.

Die Vertriebskosten seien gestiegen, schreibt die Führung der Allianz Beratungs- und Vertriebs-AG. "Diese Kostenentwicklung müssen wir umkehren." Deshalb: "Ab diesem Jahr werden wir die jährlichen Sonderzahlungen einstellen". Probleme in Berlin gibt es auch: "Zudem hat sich in den letzten Jahren der politische Druck, die Vertriebskosten zu senken, deutlich erhöht". Das eingesparte Geld will der Konzern in neue Produkte, Werbung, moderne Zugangswege für Kunden und digitale Dienste investieren.

Es bleibt das Geheimnis der Allianz, warum sie den Krach über eine vergleichsweise geringe Summe sucht. Es könnte damit zusammenhängen, dass die Vermittler 2016 und 2017 relativ viel Neugeschäft geschrieben und deshalb gut verdient haben: Das macht den Verlust der Sonderzuwendung leichter verschmerzbar. Möglicherweise plant der Versicherer auch eine grundlegende Neuordnung - und damit Absenkung - des Provisionsniveaus, wie manche Vermittler glauben. Die Streichung der Sonderzuwendung sei der erste Schritt.

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