Postbank:Zu früh gefreut

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Bei der Postbank haben sie sich bereits auf die Unabhängigkeit eingestellt. Daraus wird nun wohl nichts werden. Die Deutsche Bank hat andere Pläne, sie will die Postbank voll integrieren. Dort ist die Enttäuschung über die Entscheidung groß.

Von Meike Schreiber

Die Gerüchte mögen bereits seit Wochen die Runde gemacht haben, wonach die Deutsche Bank die Postbank behalten wird: Bei der Bonner Tochter aber waren viele der 19 000 Mitarbeiter am Wochenende überrascht, sogar schockiert, heißt es. Selbst Vorstandschef Frank Strauß soll die Details erst vor ein paar Tagen erfahren haben. "Vollintegration" lautet die Bezeichnung für das, was nun kommt und wovor man sich bei den "Gelben" gefürchtet hat. Die Postbank AG wird dabei quasi in der Deutschen Bank aufgehen, allenfalls die Marke bleibt erhalten, mit etwas Glück auch der Konzernsitz - ein weiterer Stellenabbau aber ist unausweichlich. Man nehme die Entscheidung "zur Kenntnis", schrieb Strauß am Montagmorgen an die Mitarbeiter. Man werde sich nun eben weiter anstrengen, um sich als starke Bank einzubringen. Strauß selber soll mit Deutsche-Bank-Vorstand Christian Sewing das Privatkundengeschäft leiten, um dann in den Vorstand der Frankfurter aufzurücken. Wie es für seine Kollegen weitergeht, ist offen.

Dass die Postbank Spielball von Konzerninteressen ist, gehört quasi zu deren Geschichte: erst unter der Post, ab 2008 dann unter dem Dach der Deutschen Bank. Als der damalige Vorstandschef Josef Ackermann die Postbank übernahm, tat er dies mit dem Hinweis, er müsse die Deutsche Bank auf mehrere stabile Säulen stellen. Wirklich integriert wurde die Tochter jedoch nie, in der Finanzkrise ging es für den Konzern zunächst ums Überleben. Anfang 2015 verkündete Ackermann-Nachfolger Anshu Jain dann den Verkauf der Postbank. Die sollte nun wieder weg, weil die Mutter schrumpfen musste, um ihre Kapitalquoten zu verbessern. Allein: Es fand sich kein Käufer. "Wir geben zu, in die falsche Richtung gelaufen zu sein", gestand Deutsche-Bank-Chef John Cryan am Sonntag ein.

In Bonn hielten sie zuletzt eisern den Anschein aufrecht, bald in die Unabhängigkeit, im Idealfall an die Börse, marschieren zu können. Nun aber geht es um die Arbeitsplätze. Noch wisse man nicht, wie die Integration laufen solle und wie viele Stellen betroffen sein könnten, sagt Jan Duscheck von Verdi. "Für die Mitarbeiter ist es daher wichtig, dass betriebsbedingte Kündigungen auch weiterhin ausgeschlossen werden."

© SZ vom 07.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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