Post: Verkauf von Filialen:"Gipfel der Kundenunfreundlichkeit"

Sparwut auf Kosten der Kunden: SPD und Gewerkschaften geißeln die Pläne der Post, Filialen abzugeben - und auch eine Verbraucher-Initiative bemängelt schlechten Service.

Die Ansage ist klar: Bis Ende 2011 möchte die Deutsche Post alle verbliebenen Filialen an Einzelhändler abgeben. Dann wird der Konzern selbst keine Standorte mehr unterhalten. Die großen ehemaligen Postämter lässt das Unternehmen bereits von der Postbank betreiben.

Deutsche Post, Foto: dpa

Die Deutsche Post will sich von allen verbliebenen Filialen trennen - und erntet dafür massive Kritik.

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Heftige Kritik an den Plänen der Post kommt von der Gewerkschaft Verdi. "Auch wenn Entlassungen aufgrund der mit Verdi ausgehandelten Tarifverträge dabei ausgeschlossen sind, so ist dies für die betroffenen Bürger der Gipfel der Kundenunfreundlichkeit", kritisierte Jürgen Wolf von Verdi. Es werde der Eindruck erweckt, als sei der Briefbereich der Post ein Sanierungsfall, obwohl dort nach wie vor Millionengewinne erwirtschaftet würden.

Auch die bayerische SPD geißelt das Vorhaben. Das sei Sparpolitik auf dem Rücken von Beschäftigten und Kunden, kritisierte die stellvertretende Landesvorsitzende Annette Karl. "Wenn die 70 noch verbliebenen Filialen in Bayern zusperren, bedeutet dies einen weiteren Verlust von Infrastruktur und Grundversorgung im ländlichen Raum", sagte Karl, in der SPD-Landtagsfraktion zuständig für den ländlichen Raum. Sie fürchtet, dass manche Postfilialen ersatzlos geschlossen werden, ohne dass eine private Postagentur einspringt.

Beratung und Service seien in den Postagenturen ohnehin deutlich eingeschränkt. "Die Post ist verpflichtet, eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, auch und gerade in den ländlichen Räumen." Das bewährte Filialnetz müsse zumindest in der "jetzt schon massiv ausgedünnten Form" erhalten bleiben.

Immer mehr Beschwerden

Unterdessen berichtet das verbrauchernahe Post-Kunden-Forum von einer zunehmenden Zahl von Verbraucherbeschwerden gesammelt. Es geht um die Zustellung an Montagen, oder besser gesagt: um die ausbleibende Zustellung an Montagen.

Grund dafür sei, dass die Post aus Kostengründen in einem Teil ihrer Briefzentren am Sonntag den Dienst eingestellt habe und während der Monate Juli und August an Montagen bis zu 50 Prozent weniger Zusteller einsetzen würde.

"Dass die Deutsche Post DHL in vielen Zustellbezirken die Zustellung an einem Tag in der Woche ganz ausfallen lässt und gleichzeitig eine Mehrwertsteuerbefreiung für die Erbringung des Universaldienstes für sich in Anspruch nimmt, ist nicht akzeptabel", sagte der Vorsitzende Elmar Müller.

Jetzt müsse die zuständige Bundesnetzagentur tätig werden und prüfen, ob der Universaldienst noch flächendeckend erbracht würde. "Ist dies nicht der Fall, muss die einseitige Mehrwertsteuerbefreiung der Deutsche Post AG sofort beendet werden", sagte Müller.

Vor allem gewerblichen Postkunden entstünden durch die ausbleibende Montagszustellung ein großer organisatorischer Aufwand und erhebliche Kosten, bemängelte das Forum.

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