Post: Ikea:Billy? Nicht mit uns!

Die Post stoppt die Auslieferung für Ikea und Karstadt. Die Entscheidung überrascht, weil Onlinehandel und Versand als eines der wichtigsten Wachstumsfelder überhaupt gilt. Hier gibt die Post nun freiwillig Marktanteile ab.

Caspar Dohmen

Wer sich eine Schrankwand oder Waschmaschine kauft, der braucht sich bei vielen Einzelhändlern nicht um den Transport zu kümmern. Für die Kunden ist dies eine praktische Sache und für die Händler ist es verkaufsfördernd, doch für die Transporteure scheint es bisweilen ein schlechtes Geschäft zu sein.

Post: Ikea: Die Post will aus dem Versandgeschäft mit Ikea und Karstadt aussteigen.

Die Post will aus dem Versandgeschäft mit Ikea und Karstadt aussteigen.

(Foto: AP)

Jedenfalls stellt die Deutsche Post nun den Lieferservice für Karstadt und Ikea ein. 79 Euro zahlt ein Kunde bei einer Online-Bestellung bei Ikea, wenn er sich sein Sofa oder Billy-Regal ausliefern lassen will. Für die Post scheint davon wenig abgefallen zu sein.

"Die Verträge mit Karstadt und Ikea lassen wir auslaufen", sagte eine Post-Sprecherin am Montag. Vorangegangen sei eine routinemäßige Überprüfung des Geschäfts. Mit dem Ergebnis muss Post-Chef Frank Appel unzufrieden gewesen sein. Jedenfalls entschied er sich gegen die Fortführung des Geschäfts.

Bereits seit zwei Jahren sortiert er unrentable Geschäftsbereiche aus: Größter Brocken war der Rückzug aus dem US-Paketgeschäft. Offen bleibt, ob die Post mit diesem Speditionsgeschäft für Ikea und Karstadt zuletzt überhaupt noch Geld verdiente. Dazu schweigt sich die Post aus.

Deren Entscheidung überrascht in der Branche, weil Onlinehandel und Versand als eines der wichtigsten Wachstumsfelder überhaupt gilt. Hier gibt die Post nun freiwillig Marktanteile ab. Bei der Auslieferung von Paketen bleibt die Post mit der Tochter DHL allerdings der mit Abstand dominierende Anbieter in Deutschland. Von der Auflösung des Ikea-Geschäfts ist auch Österreich betroffen.

Auch Karstadt lohnt sich nicht mehr

Das Geschäft mit Karstadt schrumpft mit der jetzigen Aktion bei der Post nun weiter. 2005 war der Einzelhändler noch einer der größten Postkunden gewesen und hatte dem Konzern allein einen Umsatz von einer Milliarde Euro eingebracht. Seit der Insolvenz von dem Mutterkonzern Arcandor bröselte dann das Geschäft.

Außerdem setzte der Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg deutliche Preisnachlässe für Karstadt und zum Nachteil der Post durch. Damals strich die Post schon 240 der 3000 Jobs, die an Karstadt hingen. Nun wandern Mitarbeiter zu dem Mittelständler Rhenus, der künftig die Speditionsfahrten für Karstadt übernehmen wird.

Ob und wie viele Mitarbeiter es diesmal sein werden, ist noch offen. Von dem mittelständischen Unternehmen wollte sich am Montag auf Anfrage niemand äußern. Als Favorit für den Ikea-Auftrag mit einem Umfang von etwa 15 Millionen Euro gilt laut FTD die Schweizer Spedition Kühne + Nagel.

Das Speditionsgeschäft für sperrige Gegenstände ist aufwendig, weil immer zwei Mitarbeiter eingesetzt werden. Das "Two-Man-Handling" bleibe ein strategisches Feld für die Post, welches ausgebaut werden solle, sagte die Sprecherin der Post. Sie wollte jedoch keinerlei Angaben über den Umfang oder die Geschäftsentwicklung des Segments machen.

In Branchenkreisen heißt es, die Kosten der Post seien hoch. Verwiesen wird auf die vergleichsweise hohen Löhne bei der Speditionstochter DHL. Bei der Post wollte man sich dazu nicht äußern.

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