Portugal:Das Land ist seine Ramsch-Bewertung los

Lange hat es gedauert, bis die Regierung in Lissabon das zweistellige Staatsdefizit in den Griff bekam. Doch nun erscheint das Gröbste überstanden, vor Kurzem stuften Ratingagenturen das Land hoch.

Von Thomas Urban, Madrid

In den Augen der Anleger hat sich Portugal nach dem großen Absturz des Jahres 2011 stabilisiert. Der IWF, die Europäische Zentralbank und die EU hatten damals im Portugal mit Krediten über 78 Milliarden Euro vor der Zahlungsunfähigkeit gerettet. Das Haushaltsdefizit war auf elf Prozent geklettert, auch die privaten Haushalte waren überschuldet. Die EZB war auch einer der entscheidenden Akteure beim Weg aus der Krise: Sie kaufte portugiesische Bonds auf, Anfang 2012 etwa die zehnjährigen Anleihen mit einer Rendite von 15,22 Prozent. Nur langsam gelang es, den Zinskupon auf Staatstitel zu senken, noch Mitte 2013 lag er bei acht Prozent. Dank eines Sanierungsprogramms gelang es Lissabon im Mai 2014, nach dreijähriger Abwesenheit an die Kapitalmärkte zurückzukehren, wobei die EZB weiterhin die Vorfinanzierung des Staatshaushalts mit dem Kauf von Bonds flankierte.

Zwar bedeutete der Regierungswechsel Ende 2015 noch einmal eine Phase der Unsicherheit: Die Sozialisten bildeten eine Minderheitsregierung, geduldet von zwei linksradikalen Gruppierungen. Doch schnell kehrte die neue Führung zur bisherigen Linie zurück. Im September wurde sie belohnt: Hatten vor drei Jahren die drei großen amerikanischen Ratingagenturen die Staatspapiere noch als Ramsch bewertet, so nahm Standard &Poor's das Land vor vier Wochen auf die bessere Stufe "Investment-Grade" hoch. Allerdings bleibt das Risiko für Investoren hoch, die Staatsverschuldung beträgt 130 Prozent.

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