Porträt:Der Kuh-Versteher

Porträt: Hauke Jaacks, 53, war schon als Kind von Kühen begeistert, mit 16 Jahren kaufte er seine erste.

Hauke Jaacks, 53, war schon als Kind von Kühen begeistert, mit 16 Jahren kaufte er seine erste.

(Foto: Tanja Busse)

Der Milchbauer Hauke Jaacks ist auf einem kleinen Bauernhof in Pinneberg mit sechzehn Kühen, Hühnern und Schweinen aufgewachsen. Dass Kühe seine Berufung sind, wusste er schon als kleiner Junge.

Von Tanja Busse

Zyntja ist neunzehn Jahr alt und erwartet ein Kalb. Das ist eine Sensation, denn Milchkühe in Deutschland werden durchschnittlich gerade fünf Jahre alt. Dann sind die meisten von ihnen ausgepowert oder unfruchtbar und werden zum Schlachter geschickt. Das Tier gehört Hauke Jaacks, Milchbauer im Hamburger Forst Klövensteen. Der 53-Jährige züchtet Hochleistungskühe, die Milch mit hohen Fett- und Eiweißgehalten geben, und das viele Jahre lang. Auch bei niedrigen Erzeugerpreisen will er ökonomisch über die Runden kommen, das ist ihm wichtig.

Natürlich behält auch Jaacks nicht alle seine 150 Kühe bis ins Greisenalter. Doch er setzt sich eigene Standards, über die viele Kollegen vermutlich den Kopf schütteln. "Das ist wie in einem Luxushotel", sagt er. "Wenn ich meinen Gästen viel biete, kann ich auch viel verlangen." Für Jaacks heißt das: Er verlangt viel Milch, 9500 Liter pro Kuh und Jahr, dafür bietet er seinen Tieren einen hohen Standard: Weiche Gummimatratzen auf den Liegeplätzen, einen eigenen Fressplatz für jede Kuh, damit es beim Füttern kein Gedränge gibt, und das Wichtigste: Die Türen seines großen Boxenlaufstalls sind immer geöffnet. Das ganze Jahr über können seine Kühe auf 50 Hektar Weideland grasen. Sogar direkt vor seinem Küchenfenster, dort hat er ein Stück Wiese für kranke Kühe eingezäunt. Jaacks und seine Frau Swantje kennen jede einzelne mit Namen, und das verlangen sie auch von ihren Mitarbeitern.

Arbeitstechnisch könnten Mega-Milchbetriebe mit bis zu tausend Kühen durchaus im Vorteil sein, glaubt Jaacks, doch das enge Verhältnis zu den Tieren gehe dabei verloren. Deshalb hält er nichts von Melkrobotern, die sogar manche Biobauern einsetzen. Die sparen viel Arbeit, aber Jaacks mag sie nicht. Beim Melken sieht er , wie es einer Kuh geht, ob sie zu lahmen beginnt oder struppiges Fell bekommt. Kexxtone ist für ihn ein Notfallmedikament, aber Propylenglykol gibt er allen Kühen vorsorglich, wenn sie ein Kalb bekommen.

"Wir geben uns viel Mühe, wenn eine Kuh nicht gleich fruchtbar ist", sagt Haacks. "Bis zu sieben, acht Besamungen versuchen wir, und wenn das nicht klappt, kommt der Bulle." Durch natürliche Befruchtung werden die Kühe leichter tragend, denn aus einem "Sprung", wie die Züchter die Ejakulation des Bullen nennen, gewinnen die Zuchtstationen vierhundert Spermaportionen. "Wenn beim Natursprung die volle Ladung in die Kuh kommt, klappt das schon besser."

Jaacks ist auf einem kleinen Bauernhof in Pinneberg mit sechzehn Kühen, Hühnern und Schweinen aufgewachsen. Dass Kühe seine Berufung sind, wusste er schon als kleiner Junge. Als Jugendlicher kaufte er seien Erste und begann zu züchten. Heute kauft er gefrorenes Sperma von kanadischen Superbullen für seine besten Kühe und verkauft die Nachzucht bis nach Aserbaidschan oder Saudi-Arabien. Das ist eine wichtige Einnahmequelle, vor allem wenn die Milchpreise wie jetzt so niedrig sind. Vergrößern ist für ihn keine Option: "Wenn das Milchgeld besser wäre, würde ich auf 60 Kühe zurückgehen. Das war für mich ganz klar die schönere Zeit. Das Melken war romantischer."

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: