Porsche/VW:Krieg der Betriebsräte

Die Betriebsräte von Porsche und VW streiten um Macht und Einfluss in der neuen Porsche-Holding. Im Zentrum der Scharmützel: zwei altbekannte Haudegen.

Zwischen den Betriebsratschefs von Porsche und Volkswagen ist ein öffentlich ausgetragener Krach wegen der Mitbestimmung bei der neuen Porsche-Holding ausgebrochen. Der Betriebsratschef des VW-Hauptaktionärs Porsche, Uwe Hück, wies Vorwürfe seines VW-Amtskollegen Bernd Osterloh scharf zurück,

Porsche habe den VW-Betriebsrat über den Tisch gezogen. "Der Vorwurf irritiert mich ehrlich gesagt sehr", sagte Hück den Wolfsburger Nachrichten. Er habe Osterloh während der Verhandlungen regelmäßig angerufen und immer wieder informiert, obwohl es bislang um eine reine Porsche-Angelegenheit gehe. Hück nannte Osterloh indirekt einen "angeschlagenen und unkontrollierten Boxer".

Osterloh hatte kritisiert, der VW-Betriebsrat sei am Entstehungsprozess der Mitbestimmungsvereinbarung bei der Porsche-Holding nicht beteiligt gewesen. Diese gehe zu Lasten der VW-Belegschaft.

"Anscheinend ist man uns bei Porsche von Anfang an mit so viel Misstrauen begegnet, dass man eine angemessene Vertretung der VW-Belegschaft ausschalten wollte", hatte Osterloh der Deutschen Presse-Agentur dpa gesagt.

Der VW-Betriebsrat hat gegen die Mitbestimmungsvereinbarung bei der Porsche-Holding geklagt. Falls Porsche nach dem erwarteten Fall des VW-Gesetzes seinen VW-Anteil von bisher knapp 31 Prozent auf mehr als 50 Prozent aufstockt, wäre VW Teil der Porsche-Holding.

Osterloh hatte kritisiert, wenn man die Vorzüge betrachte, die Porsche-Chef Wendelin Wiedeking den Porsche-Arbeitnehmern gewähre, "dann wären wir demnächst Kollegen erster und zweiter Klasse". Die 12.000 Porsche-Beschäftigten hätten beispielsweise ein Vetorecht bei der Kündigung der Mitbestimmungsvereinbarung.

Ein Ex-Thai-Boxer wehrt sich

"Konkret: Wenn 324.000 Kollegen im VW-Konzern den Vertrag für schlecht halten, können sie an einer Neuverhandlung durch eine Minderheit von Porsche-Betriebsräten gehindert werden." Hück konterte nun: "Die Belegschaften müssen wissen, dass vieles im Vorfeld abgestimmt wurde."

Die Arbeitnehmerrechte würden bei der Mitbestimmung in der Porsche-Holding in keiner Weise beschnitten. Bei den Verhandlungen seien auch drei IG-Metall-Vertreter dabei gewesen.

Es könne aber auch nicht sein, dass "zum Schluss die Porsche-Mitarbeiter nichts mehr zu sagen haben". Er glaube, dass die VW-Belegschaft bisher nicht umfassend aufgeklärt worden sei. "Das ärgert mich. Aber ich kenne das aus meiner Profi-Laufbahn als Thai-Boxer. Da habe ich manchen Boxer erlebt, der angeschlagen war. So jemand ist dann unkontrolliert."

Bei dem Streit gehe es nicht mehr um Arbeitnehmerinteressen, sondern um Machtverteilung, kritisierte Hück. "Wer sagt, dass eine Belegschaft mit 324.000 Mitarbeitern mehr wert ist als eine mit 12.000, der redet wie ein Kapitalist. In einem demokratischen Sozialstaat aber hat jeder die gleichen Rechte - egal, ob er groß, klein, dick oder dünn ist."

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