Porsche und VW:Ein Trauerspiel

Milliardenschwere Hängepartie: Die Porsche-Eigner müssten sich endlich einigen - um dem lächerlichen Treiben ein Ende zu setzen.

Karl-Heinz Büschemann

Was sich die Porsche-Eigentümer-Familien Porsche und Piëch im Zusammenhang mit dem Zusammengehen der Autohersteller Porsche und VW leisten, hat Seltenheitswert. Wohl noch nie haben die privaten Eigentümer eines hoch angesehenen Unternehmens einen so trostlosen Eindruck hinterlassen. Wer nach Gründen sucht, warum Familienunternehmen einer Kapitalgesellschaft unterlegen sind, bekommt bei Porsche ganz neues Anschauungsmaterial.

Volkswagen, Porsche, Foto: dpa

Porsche hat sich verzockt - und wird sich wohl nun VW fügen müssen.

(Foto: Foto: dpa)

Der Grund für den wohl bizarrsten Familienstreit auf einer offenen Bühne ist der Plan des kleinen Sportwagenherstellers Porsche, VW zu übernehmen. Diese verwegene Idee hat große Aufmerksamkeit auf sich gezogen, nicht zuletzt, weil ein kleines Unternehmen, das etwa 100.000 Autos im Jahr baut, einen Riesenkonzern schlucken will, der weltweit über sechs Millionen Fahrzeuge von seinen Bändern rollen lässt.

Anfangs sah es gut aus. Porsche-Chef Wendelin Wiedeking, der seit 19 Jahren an der Porsche-Spitze steht, hatte die Attacke begonnen. Man darf annehmen, dass er alle fünf Familienstämme hinter sich hatte. Dass ein hochehrgeiziger Manager ein so verrückt anmutendes Vorhaben angeht, ohne alle Gesellschafter im Boot zu haben, ist kaum anzunehmen.

Doch der Familienfriede ging zu Bruch. Die Finanzkrise ließ die Übernahme ins Stocken geraten. Porsche hat sich bei dem Schritt über die 50-Prozent-Grenze bei VW hoch verschuldet. Zu hoch, wie jetzt aus Wolfsburg genüsslich verbreitet wird. Die Übernahme von VW durch Porsche wird daher zur peinlichen Schlammschlacht auf offener Bühne, die allen Beteiligten schadet, nicht zuletzt den beiden hoch angesehenen Autokonzernen Porsche und Volkswagen.

Der Grund dafür, dass diese Übernahme zum Machtkampf wird, liegt darin, dass sich die beiden wesentlichen Familien-Vertreter Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche nicht einig sind. Porsche ist Aufsichtsratschef des Zuffenhauser Sportwagenherstellers. Piëch war früher mal Chef von VW, ist heute Vorsitzender des Aufsichtsrates von Volkswagen und betrachtet VW schon lange als eine Art Privateigentum. Wolfgang Porsche unterstützt den Kauf von VW durch Porsche, Piëch will die Sache anders herum machen. Den 400.000 Mitarbeitern beider Unternehmen kann es egal sein, wer in diesem Übernahmekampf wen übernimmt. Aber wichtig wäre es, dass die Porsche-Eigentümer ihr Gezerre um die Macht schnell beenden.

Dabei ist einfach zu erklären, wer in diesem lächerlichen Spiel der Gewinner ist: Es ist der Clan Porsche/Piëch. Diese Sippe wird am Ende des Streits wahrscheinlich die Hälfte von VW besitzen und damit einen Wert in Händen haben, der mehr als 30 Milliarden Euro ausmacht. Die Familie streitet aber trotzdem.

Es ist kaum nachvollziehbar, dass Wolfgang Porsche es bisher nicht geschafft hat, seinen Vetter Ferdinand Piëch auf Linie zu bringen. Wahlweise kann man Ferdinand Piëch vorhalten, dass er Wolfgang Porsche nicht einfangen kann. Diese merkwürdigen Cousins streiten öffentlich auch darüber, ob Wendelin Wiedeking, der Mann an der Spitze des Porsche-Managements, noch eine Zukunft hat, obwohl er sie alle durch seine Zeit an der Porsche-Spitze so reich gemacht hat, dass sie überhaupt in die Lage kommen konnten, sich an dem Riesen VW zu vergreifen.

Jetzt wo - auch durch Fehler von Wiedeking - einiges schief gegangen ist und ihr Milliarden-Vermögen ein wenig geschmolzen ist, werden sie offenbar unkontrollierbar. Wolfgang Porsche scheint überhaupt nicht mehr zu wissen, was er will. Jedenfalls hat er nicht die Stirn, seinem Vetter Ferdinand Piëch entgegenzutreten. Und dieser nutzt das Vakuum für Äußerungen, die mehr als fragwürdig sind. So redet er den Preis, den VW für Porsche zu zahlen hätte, öffentlich herunter.

Dass er sich mit solchem Gerede als Gesellschafter von Porsche selbst schadet, wäre noch zu verschmerzen. Aber hier werden auch Vorzugsaktionäre in Mitleidenschaft gezogen, die sich sicher schon lange fragen, warum sie diesem Clan ihr sauer verdientes Geld anvertraut haben.

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