Porsche:Mittendrin im Ärger

Einweihung Porsche Skulptur

Auch Porsche hat Diesel-Probleme: Skulptur zum Mythos des Porsche 911 vor der Firmenzentrale in Stuttgart-Zuffenhausen.

(Foto: Daniel Maurer/dpa)

Porsche ist die strahlende Tochter im VW-Konzern, den Diesel-Skandal versucht man zu ignorieren. Vergeblich.

Von Max Hägler, Stuttgart

Es ist ein schönes Wort, gerade in seiner Sperrigkeit: "Entärgerungsmaßnahmen". Auch der Autobauer Porsche ist von dem Ungemach des VW-Dieselskandals betroffen, gerade in den USA. Etwa 13 000 Porsche-Cayenne fahren dort mit Dieselmotoren, die US-Behörden als Schummelaggregate einstufen. Um die wahrscheinlich erbosten Kunden zu besänftigen, habe man nun großzügige Entärgerungsmaßnahmen beschlossen, erklärte Porsche-Vorstandschef Oliver Blume am Freitag in Stuttgart bei der Bilanzpressekonferenz. Wer eines dieser Autos fahre, könnte eine Garantieverlängerung bekommen oder kostenlose Rundfahrten auf einer Porsche-Rennstrecke.

Eigentlich ist die Vorstellung der Porsche-Jahresbilanzen nur ein geübtes Erfolgszahlenverkünden. Das vergangene Jahr war wieder einmal das beste der Unternehmensgeschichte. Die Autos aus Zuffenhausen sind immer stärker gefragt, 225 000 Wagen waren es 2015, das zeigte sich dann auch am Freitag bei den Finanzzahlen: Der Umsatz lag erstmals über 20 Milliarden Euro, genauer gesagt bei 21,5 Milliarden; die Umsatzrendite bei 16 Prozent. Pro eingesetztem Euro bekommt Porsche so viel Gewinn heraus wie kein anderer Autobauer in der Welt. Und angeblich sind die Wagen so "begehrenswert" wie nie zuvor. Alles wunderbar, eigentlich.

Aber Porsche ist Teil das Volkswagen-Konzerns, und so steckt man mitten drin im Dieselärger. Da ist Matthias Müller, der bis zum Herbst den Sportwagenbauer führte. VW holte ihn nach Bekanntwerden des Dieselskandals nach Wolfsburg, damit er dort Ordnung schaffe. Mittlerweile scheint nicht immer klar zu sein, ob Müller nicht auch einen Anteil hat an mancher Unordnung. Sein Nachfolger Blume sagte: Es sei ihm "persönlich wichtig", an Müller zu erinnern, der Mann habe die Weichen gestellt für die Erfolge. Ein Satz, mehr nicht. Zumal ein Satz, der etwas untertreibt, denn Müller hat den Zug auch aufs Gleis gestellt, um im Bild zu bleiben. Aber mit Wolfsburg und VW will man in Stuttgart derzeit nicht in direkten Verantwortungszusammenhang gebracht werden.

Da sind die 1,7 Milliarden Euro des schönen Porsche-Gewinns, die in den VW-Konzern fließen: das sei keine Rettungsmaßnahme, so seien nun mal die Verträge. Und einen Vertrag gebe es auch mit der Konzernschwester Audi in Ingolstadt, wobei Blume und sein Finanzkollege Lutz Meschke nicht Schwester sagten, sondern Lieferant. Aufgrund dieses Liefervertrags seien die beanstandeten Motoren in den Porsche Cayenne gekommen. Eigenes Zutun? Quasi nicht, sagte Blume. Im Gegenteil habe man Ansprüche gegen diesen Lieferanten. Um dann zu versichern, man stehe zu den Kollegen in Wolfsburg.

Für den ganzen Dieselärger - Strafzahlungen und Entärgerungsmaßnahmen - sei ein "sehr kleiner dreistelliger" Millionenbetrag zurückgestellt. Soll heißen: Kein Vergleich zu den Milliardenbelastungen, die auf Wolfsburg zukommen. Nur zufällig ist man ein bisschen mit dabei. So sehen sie das bei Porsche.

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