Porsche: Michael Macht:Im Windschatten von Wiedeking

Michael Machts Aufstieg bei Porsche ist eng mit Wendelin Wiedeking verbunden. Jetzt könnte er von seinem Mentor den Chefsessel übernehmen.

D. Deckstein

So außergewöhnlich der Kampf um die Macht bei Volkswagen und Porsche auch ist, in einem unterscheidet sich das Ausnahmeunternehmen Porsche in keiner Weise von anderen Konzernen: Neben dem Vorstandschef Wendelin Wiedeking und dem Finanzjongleur Holger Härter an seiner Seite sind die vier weiteren Vorstandsmitglieder weithin unbekannt.

Michael Macht, dpa

Michael Macht könnte neuer Chef bei Porsche werden.

(Foto: Foto: dpa)

Das könnte sich schon bald ändern, wenn einer der Viererreihe aus dem Dunkel ans Licht geholt wird. Vieles spricht dafür, dass die Wahl des Aufsichtsrats auf Michael Macht hinausläuft, wenn es darum geht, den Nachfolger für Wendelin Wiedeking als neuen Porsche-Chef zu küren.

Macht ist derzeit im Vorstand für die Produktion der Sportwagen zuständig und war über viele Jahre hinweg ein enger Vertrauter Wiedekings. Der 48-Jährige, der 1990 als junger Maschinenbauingenieur zu Porsche kam, verfügt unter den Vorständen über die längste Erfahrung im Unternehmen.

Ein Duo in Japan

Vor 19 Jahren begann Macht im damals dahinsiechenden Unternehmen als Fachreferent für Motorenplanung. Schon ein Jahr später wurde er Leiter der Abteilung Arbeitsorganisation - also im gleichen Jahr, in dem auch Wiedeking von den schon damals zerstrittenen Gesellschafterfamilien Porsche und Piëch in den Konzernvorstand geholt wurde, wo er - wie Macht heute - für die Produktion verantwortlich war.

Ein Jahr später ernannte Wiedeking den Arbeitsorganisator Macht zu seinem persönlichen Referenten - einen Posten, den Macht auch behielt, als Wiedeking den Chefposten bei Porsche übernahm.

Gemeinsam brachten die beiden anschließend die festgefügte Welt bei Porsche durcheinander: Sie reisten, kaum dass Wiedeking berufen war, nach Japan, schauten sich dort die schlanke Produktion der Autobauer an und führten die Kaizen-Philosophie alsbald auch bei Porsche ein - zum Leidwesen der Mitarbeiter am Band. Denn es blieb kein Stein auf dem anderen, etliche Arbeitsplätze verschwanden.

Machtzentrum in Wolfsburg

Nichts spricht allerdings dafür, dass Macht - sollten ihn die Familien Porsche und Piëch in dieser Woche tatsächlich zum Nachfolger an der Porsche-Spitze berufen - dereinst einen ähnlichen Aufstieg erleben wird wie sein Mentor Wiedeking. Denn das Machtzentrum des vereinten VW- und Porschekonzerns wird künftig wohl nicht mehr in Zuffenhausen, sondern in Wolfsburg angesiedelt sein.

Doch auch in einem zum Markenzentrum degradierten Unternehmen Porsche dürfte es für Macht genug zu tun geben. Nicht nur nagt die Autokrise am Selbstbewusstsein der erfolgsverwöhnten Porsche-Truppe, der bizarre Krieg um die Macht hat zudem die Motivation der stolzen Belegschaft beschädigt, die ihrem Anführer Wiedeking treu ergeben war.

Bei einem Porsche-Chef Macht müsste man seinen Nachnamen also kaum wörtlich nehmen. Als Markenchef unter dem mächtigen VW-Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch wird er sich anders als Wiedeking an einer viel kürzeren Leine bewegen müssen. Ein Band ganz anderer Art indes hat er dank Porsche schon vor einem Jahrzehnt geknüpft, als er seine Frau Katharina heiratete, die damals in der Presseabteilung die Testwagen verteilte.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: