Porsche: Justiz alarmiert:Ermittlungen gegen Wiedeking

Die Übernahmeschlacht zwischen Porsche und VW hat ein strafrechtliches Nachspiel. Es besteht der Verdacht der Marktmanipulation. Betroffen ist auch Ex-Porsche-Chef Wiedeking.

Markus Zydra

Der dramatische Übernahmepoker zwischen Porsche und Volkswagen hat ein strafrechtliches Nachspiel. Wie die Staatsanwaltschaft Stuttgart der Süddeutschen Zeitung bestätigt, hat die Behörde nach einer Strafanzeige der deutschen Finanzaufsicht Bafin ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Das Verfahren richtet sich gegen den ehemaligen Vorstandschef von Porsche, Wendelin Wiedeking, sowie den Ex-Finanzvorstand Holger Härter.

Wiedeking, ddp

Wendelin Wiedeking ist zwar nicht mehr Porsche-Chef, sein Engagement bei VW hat jetzt allerdings ein juristisches Nachspiel.

(Foto: Foto: dpa)

Ein Porsche-Sprecher bestätigte die Ermittlungen gegen die Ex-Vorstände und erklärte, die Staatsanwaltschaft habe am Donnerstag die Geschäftsräume von Porsche durchsucht und Unterlagen beschlagnahmt. Die Staatsanwälte sehen den Anfangsverdacht, dass es im Zuge des Machtkampfs zwischen Porsche und Volkswagen zu Marktmanipulationen und der unbefugten Weitergabe von Insiderinformationen gekommen ist. "Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen", sagte die Justizsprecherin. Ob und wann Anklage erhoben werde, sei noch völlig offen.

Wagemutiger Übernahme-Plan

Wiedeking und Härter sind die Köpfe hinter der gescheiterten VW-Übernahme. Ihr wagemutiger Plan fand lange Zeit positive Resonanz, schließlich hat es einen besonderen Charme, wenn ein Kleiner wie Porsche einen Riesen wie VW schlucken will. Gerade Wiedeking festigte seinen guten Ruf, er avancierte zum bestbezahlten Manager Europas, weil sein Gehalt zum größten Teil an den Erfolg des Unternehmens gekoppelt war.

Doch Gewinne können trügerisch sein. So resultierte ein Großteil von Wiedekings letztjährigem Gehalt in Höhe von 80 Millionen Euro aus den VW-Optionen. Diese Papiere waren rasant im Wert gestiegen, weil die VW-Aktie im Zuge der Spekulationsorgie so teuer wurde. Diese Buchgewinne ließ sich Wiedeking ausbezahlen - und mittlerweile ist klar, dass Porsche seinerzeit am Rande des Ruins stand. Über komplexe Optionsgeschäfte hatte sich der Zuffenhausener Sportwagenhersteller im Frühjahr und Sommer 2008 zusätzlich zu seinen bereits erworbenen 50 Prozent rund 21 Prozent der VW-Anteile gesichert, was der Öffentlichkeit aber erst später mitgeteilt wurde.

Enorme Kurssprünge

Dadurch kam es im letzten Jahr zu enormen Kurssprüngen bei der VW-Aktie. Der Wert des Papiers schnellte Ende November auf 1000 Euro. Porsche wies die Vorwürfe zurück. "Das Unternehmen zeigt sich gegenüber der Staatsanwaltschaft kooperationsbereit und unterstützt die ermittelnden Beamten in vollem Umfang, um zu einer schnellen Aufklärung beizutragen."

Mittlerweile ist die VW-Stammaktie - hier liegen die Stimmrechte - von den einstmals 1000 Euro auf 140 Euro gefallen. Nun wurde bekannt, dass der neue VW-Großaktionär Katar auch Optionen auf VW-Vorzugsaktien besitzt, und zwar 50 Prozent. Vorzugsaktien haben kein Stimmrecht, und das ist der Grund, warum sich womöglich erneut eine riesige Preisblase für VW-Papiere bilden kann.

Die Vorzugsaktien von Volkswagen haben nämlich Aussicht, in den deutschen Leitindex Dax aufzusteigen und die VW-Stammaktien zu ersetzen. Hintergrund ist der sogenannte Streubesitz - das sind die an der Börse frei handelbaren Aktien. Diese Quote sinkt bei den VW-Stammaktien unter die vorgeschriebene Marke von zehn Prozent, weil das Land Niedersachsen, Porsche und Katar nun über 90 Prozent halten.

Anders als bei Stammaktien gibt es bei Vorzugsaktien keine Meldepflicht. Niemand weiß, wer neben Katar die übrigen VW-Vorzüge hält. Liegen sie in einer Hand, würde der Kurs um ein Vielfaches steigen, wenn milliardenschwere Fonds Aktien des Dax-Unternehmens kaufen. Die Deutsche Börse bestätigt, dass sie nicht sicher weiß, ob die Streubesitzquote von zehn Prozent bei Vorzugsaktien vorliegt. "Wir sind da auf öffentlich zugängliche Informationen angewiesen."

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