Porsche in Not:"Einige sind da blass geworden"

Pure Existenznot statt Geniestreich: Die Porsche-Gesellschafter sind ob der desaströsen Finanzlage entsetzt - und betteln bei Volkswagen um Rettung.

K.-H. Büschemann

Die Gesellschafter von Porsche haben bereits Ende März den Volkswagen-Konzern um die Übernahme des Sportwagenherstellers gebeten. Das wurde jetzt bekannt. Die Eigner-Familien seien damals von der Finanznot bei Porsche so erschüttert gewesen, dass sie VW um Hilfe ersucht hätten, sagten Teilnehmer. Damit nimmt der Streit eine völlig neue Wendung.

Porsche, VW, Foto: ddp

Eigentlich wollte Porsche Volkswagen schlucken - doch der Sportwagenhersteller hat sich verspekuliert.

(Foto: Foto: ddp)

Bei dem mehrstündigen Gespräch am 23. März ging es nach Berichten von Teilnehmern um die Finanzklemme des Sportwagen-Herstellers. Dieser hatte Ende 2005 begonnen, bei VW einzusteigen, sich aber beim Erwerb der Mehrheit des größten europäischen Autokonzerns übernommen. In dem Gespräch sei den Porsche-Gesellschaftern erstmals klar geworden, wie schwierig die Lage des Sportwagenherstellers inzwischen war, der zu dem Zeitpunkt noch mitten in den mühevollen Verhandlungen über die Verlängerung wichtiger Kreditlinien stand. "Einige sind da blass geworden", berichten Zeugen über die Porsche-Gesellschafter. "Manchen ist in dem Gespräch zum erstenmal die Dimension der Krise klargeworden". Zum Teil sei das Gespräch sehr emotional gewesen.

Ab zum Rapport

An dem Krisengespräch in der Staatskanzlei nahmen nach SZ-Informationen neben den Porsche-Gesellschaftern Ferdinand Piëch, Oliver Porsche und Wolfgang Porsche auch VW-Chef Martin Winterkorn, der VW-Betriebsratsvorsitzende Bernd Osterloh und Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) teil. Auch Jürgen Peters, der stellvertretende VW-Aufsichtsratschef und frühere Chef der IG Metall, sei dabeigewesen. Porsche-Vorstandschef Wendelin Wiedeking und sein Finanzvorstand Holger Härter seien dem Krisentreffen zeitweise über Telefon zugeschaltet gewesen. Sie hätten der Runde über den Stand der laufenden Verhandlungen mit ihren Banken berichtet.

Ein Porsche-Sprecher sagte am Sonntag, dass die Porsche-Gesellschafter in dem Gespräch dieses Bittgesuch an VW gestellt hätten, sei "Quatsch". Der Porsche-Mitgesellschafter Wolfgang Porsche, der zugleich Aufsichtsratsvorsitzender des Sportwagenherstellers ist, habe sich gegenüber dem Zuffenhausener Management ganz anders ausgedrückt.

Derzeit sieht es so aus, als seien die Porsche-Gesellschafter zerstritten und als unterstütze Wolfgang Porsche weiterhin den Plan des Porsche-VorstandschefsWiedeking, VW zu übernehmen. Auf der anderen Seite hatte sich Ferdinand Piëch, der auch Aufsichtsratschef von Volkswagen ist, öffentlich dagegen ausgesprochen und sich dafür stark gemacht, Porsche von VW schlucken zu lassen. Anfang vergangener Woche hatte Piëch die Strategie Wiedekings und seines Vetters sogar öffentlich kritisert.

Krisentreffen am Montag

Daraufhin eskalierte der Streit zwischen beiden Unternehmen. Der Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück forderte seine Belegschaft auf, am Montag aus Protest gegen Piëch und Volkswagen, die Arbeit niederzulegen. Als Zeitpunkt hatte Hück die Sitzung des Aufsichtsrates der Porsche AG gewählt, zu der die maßgeblichen Porsche-Gesellschafter am Montag nach Weißach bei Stuttgart kommen, darunter die Kontrahenten Ferdinand Piëch und Wolfgang Porsche. Daraufhin kündigte VW auf Initiative des Betriebsrates an, die für den Montag angesetzten Gespräche zwischen VW und Porsche über eine gemeinsame Zukunft würden "auf unbestimmte Zeit" unterbrochen. VW-Chef Winterkorn erklärte, er teile die Ansicht des Betriebsrates, dass für die Gespräche eine konstruktive Atmosphäre nötig sei. "Das ist derzeit nicht gegeben." Bei VW hieß es zudem, die Porsche-Seite müsse erst einmal klären, "was sie eigentlich wolle"

Auch Wulff, der Ministerpräsident des Landes Niedersachsen, das an VW mit 20 Prozent beteiligt ist, zeigt sich besorgt über die Uneinigkeit in der Porsche-Familie. "Wir erwarten von Porsche endlich die Verlässlichkeit, die das Land Niedersachsen, Volkswagen und die Betriebsräte von VW immer an den Tag gelegt haben.", sagte ein Sprecher Wulffs. "Was wir brauchen, ist volle Transparenz. Die Stunde der Wahrheit für Porsche naht".

Aus Porsche-Kreisen heißt es, die Übernahme durch VW würde die Porsche-Gesellschafter ärmer machen. Zudem sei zu erwarten, dass Vorzugsaktionäre von Porsche mit Klagen auf diesen Schritt antworten würden. Wiedeking ist unterdessen auf der Suche nach einem internationalen Investor, der dem Sportwagenbauer mit einigen Milliarden beim Einstieg bei VW helfen soll. Dieser Schritt wird vom VW-Management wie von Niedersachsen aber abstrikt gelehnt.

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