Polaroid-Kamera:Ende der Belichtungszeit

Polaroid legt seine Herstellung der Sofortbildkameras still - die Ära der nostalgischen Bilder ist aber noch nicht ganz vorbei.

Anne Kunz und Kirsten Ludowig

Was würde Andy Warhol nur heute sagen? Der Künstler und Mitbegründer der amerikanischen Pop-Art ging angeblich nie ohne Sofortbildkamera aus dem Haus. Nun - nach 60 Jahren - stoppt der amerikanische Polaroid-Konzern seine Produktion von Sofortbildkameras. Bis Ende März legt der Fotohersteller im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts zwei seiner Fabriken still. Das Werk in Mexiko soll bis Ende 2008 geschlossen werden, eine niederländische Fabrik in den nächsten zwei Jahren. Das kostet 150 Angestellte ihren Arbeitsplatz.

Mit dem Produktionsstop bereitet der Konzern einem kränkelnden Geschäftszweig ein Ende: Seit 2000 sinken die verkauften Stückzahlen jedes Jahr um 20 Prozent. "Das Schließen unserer Fabriken ist bedingt durch die fundamentalen Änderungen in der Fotoindustrie, vor allem durch den Einzug des Digitalen", sagt Markus Mahla, Geschäftsleiter von Polaroid Deutschland. Außerdem haben Engpässe bei der Beschaffung von Rohstoffen, insbesondere speziellen Chemikalien, die Produktion zunehmend erschwert. Denn auch die Zulieferer spezialisieren sich in der Mehrheit auf das digitale Geschäft. So passt sich der Polaroid-Konzern dem Trend der Zeit an und konzentriert sich, nach eigenen Angaben, nun allein auf wachstumsstarke Segmente in der digitalen Technik.

Jahrzehntelang war die Firma Polaroid so erfolgreich, dass die Sofortbildkamera in den Köpfen der Menschen nur als Polaroid-Kamera existierte. Vor allem Profifotografen benutzen die Kamera, um die Ausleuchtung des Sets und die richtige Belichtung zu überprüfen.

Da Polaroid-Bilder vergleichsweise teuer sind, konnte sich die Sofortbildkamera im Alltag nie richtig durchsetzen. Dennoch schätzen Hobbyfotografen den nostalgischen Wert der Bilder. Mahla macht ihnen Hoffnung. Die Ära der Sofortbildkamera sei noch nicht zu Ende. Es gäbe einen Anti-Digital-Boom, weswegen sich bereits mehrere Investoren für die Produktionssparte interessierten, sagt er. Genauere Auskünfte zu den Kaufinteressenten gab er nicht, außer dass diese aus dem europäischen Ausland kämen.

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