Poker um Monsanto:Vielleicht doch

Maisernte

Maisernte in Brandenburg: Die Pflanze wird zur Energiegewinnung in Biogasanlagen genutzt. Der Markt dafür ist schwierig geworden.

(Foto: Patrick Pleul/dpa)

Bayer bessert sein Angebot für den Saatguthersteller Monsanto noch einmal nach - und kommt damit einer Übernahme einen Schritt näher. Doch einige Aktionäre sehen das Geschäft kritisch.

Von Elisabeth Dostert, Leverkusen

Es ist jetzt kein Nein mehr, wie beim ersten und zweiten Mal. Es ist ein vielleicht. In der Nacht zum Dienstag hat Bayer sein Angebot für den US-amerikanischen Saatgut-Hersteller Monsanto noch einmal erhöht, dieses Mal um 2,50 auf nun 127,50 Dollar je Aktie oder insgesamt gut 65 Milliarden Dollar. Das Angebot gilt nur für den Fall einer freundlichen Übernahme. Noch ist es unverbindlich, keine offizielle Offerte. Aber erstmals signalisiert Monsanto offiziell Entgegenkommen.

Man befinde sich in konstruktiven Gesprächen mit Bayer, teilte Monsanto mit. Wie es aus Kapitalmarktkreisen heißt, läuft nun die eingehende Prüfung (Due Diligence), in der Bayer die Bücher von Monsanto exklusiv einsehen kann. Eine Entscheidung könnte in der nächsten Woche fallen. Am 14. September tagt angeblich der Aufsichtsrat von Bayer. Er könnte ein offizielles Übernahmeangebot absegnen. Sicher ist das nicht. Es halten sich Spekulationen über einen weiteren Nachschlag.

In Agenturmeldungen heißt es, Monsanto und Bayer könnten sich bei 130 Dollar je Aktie einig werden. Selbst eine feindliche Übernahme ist noch möglich. Seit Mai müht sich Bayer öffentlich um Monsanto. Zunächst boten die Deutschen 122 Dollar je Aktie. Im Juli legte Bayer drei Dollar drauf.

Bayer und Monsanto sind nur zwei Teilnehmer auf dem großen Basar für Pflanzenschutzmittel und Saatgut. Es geht um mehr als die Belieferung von Landwirten. Es geht um die Versorgung einer wachsenden Weltbevölkerung mit Lebensmitteln. Bis 2050 erwarten die UN einen Anstieg der Weltbevölkerung auf zehn Milliarden Menschen, drei Milliarden mehr als heute. Landwirtschaft ist ein lukratives Geschäft. Für 2025 rechnet Bayer mit einem Markt für Pflanzenschutz und Saatgut von 120 Milliarden Euro, 35 Milliarden Euro mehr als 2015.

Der Markt für Saatgut und Pflanzenschutz wird gerade neu verteilt

Der Markt wird gerade verteilt. Bayer umwirbt Monsanto, der staatliche chinesischen Konzern Chem China bietet für die Schweizer Firma Syngenta, an der zuvor auch Monsanto interessiert war. Und die beiden US-Konzerne Dupont und Dow Chemical wollen fusionieren.

Die angepeilten Zusammenschlüsse befinden sich in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Am Ende bleiben womöglich nur noch drei Anbieter, fürchtet John Colley, er lehrt an der Warwick Business School in Coventry. Ihr Marktanteil bei Saatgut und Pflanzenschutz würde bei 60 Prozent liegen. Völlig offen sei, in welcher Form die Verbraucher von so einer reduzierten Zahl von Anbietern profitierten.

Manche Investoren fürchten, Bayer könnte das Pharmageschäft vernachlässigen

Unerwartet widerstandslos hat Chem China mit seinem 43 Milliarden Dollar teuren Gebot für Syngenta kürzlich eine wichtige Hürde genommen. Der US-Ausschuss zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen (Cfius) hat keine Einwände. Zwar haben Chem China und Syngenta ihren Firmensitz außerhalb der Vereinigten Staaten, aber Syngenta ist dort ein großer Lieferant von Pflanzenschutz und Saatgut.

Weit fortgeschritten sind Dow Chemical und Dupont. Das Fusionsprodukt Dow-Dupont mit rund 100 000 Mitarbeitern und einem Marktwert von rund 130 Milliarden Dollar soll anschließend in drei börsennotierte Unternehmen zerfallen für Agrochemie, Kunststoffe und Spezialchemie - auch um den Kartellbehörden zu gefallen. Die EU-Kommission hat vor knapp einem Monat bereits Bedenken geäußert. Die Fusion könne sich auf dem Markt für Pflanzenschutz negativ auf Preise, Qualität, Auswahl und Innovationen auswirken.

"Am Ende des Tages wird sich zeigen, was davon wirklich realisiert wird", sagt Harald Schwager, der Chemiker ist im Vorstand der BASF für Pflanzenschutz zuständig. Auch über den Konzern aus Ludwigshafen wurde spekuliert. Monsanto soll Interesse gehabt habe. "Wir sind überzeugt, dass wir die kritische Größe haben, um zu wachsen", sagte Schwager am Dienstag bei einer Veranstaltung des Konzerns. BASF habe die nötige Innovationskraft und auf die komme es an. Sorgen, dass die Fusionen die Innovationskraft beeinträchtigen, hält Schwager für berechtigt. Sollten sich aus den Fusionen Chancen ergeben, wolle BASF diese nutzen, sagte Markus Heldt, Leiter des Bereichs Crop Protection.

Bayer-Investoren sehen die Übernahme von Monsanto kritisch. "Bayer hat sich selbst in eine Ecke manövriert", schreibt Fondsmanager John Bennett vom britischen Investor Henderson in einem Kommentar, aus dem Reuters zitiert. "Das Geld hätte Bayer besser zum Rückkauf eigener Aktien verwendet." Greg Herbert vom britischen Vermögensverwalter Jupiter kritisierte die Offerte als zu risikoreich: "Dem Unternehmen blieben hohe Schulden und der Aufwand für das Management, die Geschäfte zu integrieren, könnte leicht dazu führen, dass das größere Pharmageschäft vernachlässigt wird." Jupiter und Henderson halten Reuters-Daten zufolge jeweils rund 0,3 Prozent an Bayer.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: