Pläne für Opel-Übernahme:Fiat drückt aufs Tempo

Bereits am Montag will Fiat in Berlin ein grobes Konzept für die Opel-Übernahme vorstellen. Nach SZ-Informationen sollen alle deutschen Standorte erhalten bleiben - jedoch in reduzierter Größe.

N. Piper und U. Schäfer

Der italienische Autokonzern Fiat will nach dem amerikanischen Hersteller Chrysler auch unbedingt den deutschen Rivalen Opel übernehmen. Fiat-Chef Sergio Marchionne wird dazu am Montag mit Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg und Außenminister Frank-Walter Steinmeier in Berlin verhandeln.

Pläne für Opel-Übernahme: Fiat will den deutschen Rivalen Opel übernehmen - und führt am Montag bereits erste Gespräche in Berlin.

Fiat will den deutschen Rivalen Opel übernehmen - und führt am Montag bereits erste Gespräche in Berlin.

(Foto: Foto: Getty)

Marchionne werde der Bundesregierung ein erstes, grobes Konzept präsentieren. Er wolle alle deutschen Standorte von Opel erhalten, also die Werke in Rüsselsheim, Eisenach, Kaiserslautern und Bochum, allerdings nicht alle Werke in der bisherigen Größe, erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Unternehmenskreisen.

Marchionne wolle einen globalen Autokonzern schaffen, der mindestens fünf Millionen Fahrzeuge herstelle. Dazu brauche er nach der geplanten Übernahme des amerikanischen Herstellers Chrysler, die der amerikanische Präsident Barack Obama am Donnerstag angekündigt hat, nun auch noch Opel.

Der Fiat-Chef stößt mit seinen Plänen bislang auf starken Widerstand sowohl in der deutschen Politik als auch bei den Beschäftigten von Opel. Marchionne will sich daher am Montag in Berlin auch mit dem Gesamtbetriebsratschef von Opel, Klaus Franz, treffen.

Franz hatte sich öffentlich mehrmals gegen einen Einstieg von Fiat ausgesprochen. Er favorisiert stattdessen den österreichisch-kanadischen Autozulieferer Magna, der gemeinsam mit dem russischen Autohersteller Gaz und der Sberbank, einer staatlichen russischen Bank, bei Opel einsteigen will. Magna war bereits in der vergangenen Woche bei Guttenberg in Berlin vorstellig geworden.

Zäsur für Amerika

Nach Informationen der SZ sind an Opel insgesamt sechs Bieter interessiert. Neben Fiat und Magna soll dies ein weiteres russisches Unternehmen sein, auch der Staatsfonds von Abu Dhabi und der US-Finanzinvestor Cerberus sollen Interesse signalisiert haben.

Cerberus ist derzeit alleiniger Eigentümer von Chrysler. Der Finanzinvestor hatte vergangene Woche die letzten Anteile an dem amerikanischen Unternehmen übernommen, die noch dem Daimler-Konzern gehörten.

Nach der Insolvenz von Chrysler steht die amerikanische Autoindustrie vor dramatischen Entscheidungen. Eine Gruppe von Gläubigern will das Insolvenzverfahren und eine geplante Allianz mit Fiat vor Gericht anfechten.

Die Pleite des 84 Jahre alten Autokonzerns ist eine Zäsur für Amerika. Chrysler hatte am Donnerstag Gläubigerschutz nach Kapitel 11 des US-Konkursrechts beantragt, nachdem eine Gruppe von Gläubigern den vorgeschlagenen Forderungsverzicht abgelehnt hatte. Die Bänder des Auto-Konzerns stehen seit Freitag still.

Präsident Barack Obama griff Hedgefonds und "eine kleine Gruppe von Investoren" scharf an, die eine Lösung ohne Insolvenz verhindert hätten. Obamas Team strebt eine "chirurgische" Insolvenz an, die spätestens nach 60 Tagen abgeschlossen sein soll. Dabei wird Chrysler aus Washington weitere acht Milliarden Dollar erhalten, Kanada zahlt 2,4 Milliarden Dollar.

Austausch der Chrysler-Spitze

Beide Regierungen erhalten dafür acht beziehungsweise zwei Prozent der Chrysler-Anteile. Die Autogewerkschaft UAW wird als Ausgleich für den Gehaltsverzicht ihrer Mitglieder 55 Prozent von Chrysler übernehmen. Fiat will zunächst mit 20 Prozent bei Chrysler einsteigen, schrittweise soll der Anteil auf 35 Prozent steigen.

Eine Mehrheit werde Fiat aber erst übernehmen können, wenn alle Staatshilfen zurückgezahlt seien, sagte Obama. Fiat-Chef Sergio Marchionne erklärte, er strebe diese Mehrheitsbeteiligung bis 2013 an.

Das Insolvenzverfahren dient vor allem dazu, alle Gläubiger zum Verzicht zu zwingen. Dabei sollen 6,9 Milliarden Dollar Schulden in zwei Milliarden Dollar bar getauscht werden. Dagegen will nun eine Gruppe von Gläubigern klagen.

Die Führungsspitze von Chrysler wird ausgetauscht. Vorstandschef Robert Nardelli will nach Abschluss der Restrukturierung ohne Abfindung ausscheiden, sein Vize Tom LaSorda dürfte noch früher zurücktreten. Der Verwaltungsrat wird mit Vertretern von Regierung, Gewerkschaft und Fiat neu besetzt.

Eine Insolvenz von General Motors, dem größten der amerikanischen Autokonzerne, gilt jetzt als noch wahrscheinlicher. Obama hatte GM eine Frist bis Ende dieses Monats gesetzt, um Zugeständnisse mit den Gewerkschaften und den Gläubigern auszuhandeln. Derzeit überlebt General Motors nur mit Hilfe von Überbrückungskrediten der Regierung.

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