Pharmaindustrie:"Madame Chancellor" lobt die Forscher

Pharmaindustrie: Merkel wünscht sich Deutschland als "starken pharmazeutischen Standort".

Merkel wünscht sich Deutschland als "starken pharmazeutischen Standort".

(Foto: Michael Sohn/AP)

Kanzlerin Angela Merkel ermutigt die Pharmahersteller, den Wettbewerbern in den USA Paroli zu bieten.

Von Helga Einecke

Kanzlerin Angela Merkel ermutigt die Pharmahersteller, intensiver zu forschen und den Wettbewerbern in den USA Paroli zu bieten. Auf dem Gelände des Unternehmens Sanofi im Frankfurter Stadtteil Höchst eröffnete sie eine neue Insulinproduktion. Insulin wird zur Bekämpfung der Volkskrankheit Diabetes gebraucht, und in Frankfurt wird dieser Wirkstoff in großen Mengen hergestellt und weltweit verkauft. Sanofi-Chef Olivier Brandicourt zeigte sich nach dem Rundgang und dem obligatorischen Knopfdruck auf eine übergroße Insulinkartusche von den fachkundigen Fragen von "Madame Chancellor" beeindruckt. Die revanchierte sich umgehend mit den Worten: "Sie können stolz auf Ihren wichtigen Pharmastandort sein." Schließlich gebe es eine lange Tradition in Frankfurt, angefangen vom ehemaligen deutschen Unternehmen Hoechst bis zur französischen Sanofi, in die Hoechst aufging. Ein weiteres Projekt lockte Merkel nach Frankfurt.

Dort forscht Sanofi gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft an neuen Antibiotika, weil es immer mehr Resistenzen gibt. Jährlich sterben weltweit 700 000 Menschen, denen kein gängiges Antibiotika mehr hilft. Ohne weitere Forschung droht schlimmstenfalls ein Rückfall in eine Zeit vor dem Penizillin. Das Thema ist so wichtig, dass es auch den Gipfel der führenden Industrienationen beschäftigt, der am 7. und 8. Juni in Schloss Elmau in Bayern stattfindet. Merkel bezeichnete es im Sprachduktus des Schriftstellers Theodor Fontane als "ein sehr komplexes Feld". Sie lobte die ambitionierte Stammsammlung mit 100 000 Mikroorganismen, die sich in den Kellern von Sanofi in Höchst befindet. Die Verbindung von akademischer Forschung mit einem produzierenden Unternehmen könne wegweisend sein, um Innovationen in Europa und in Deutschland zu halten. Die fehlende Forschung nach neuen Antibiotika hat längst auch die Weltgesundheitsorganisation auf den Plan gerufen, die auf mehr Hygiene in Krankenhäusern, einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika bei Tieren und neue Medikamente drängt. "Wir unterstützen den Aktionsplan der Weltgesundheitsorganisation", meinte Merkel. Deutschland habe dazu bereits ein eigenes Programm vorgestellt. Auch wenn Menschen noch so sorgsam mit Antibiotika umgingen, würden Resistenzen auftreten, meinte die Kanzlerin. Deshalb sei es dringend geboten, auf diesem Gebiet zu forschen. Sanofi tue dies auf beeindruckende Weise.

Deutschland sei deshalb einer der wenigen Plätze auf der Welt, wo das so systematisch gemacht werde. "Das, was ich heute gesehen habe, hat mich darin bestärkt, dass wir in Europa dafür kämpfen sollten, ein starker pharmazeutischer Standort zu sein", fasste Merkel nach ihrem Rundgang in Frankfurt zusammen. Zwar stünde man in einem großen Wettbewerb mit den Vereinigten Staaten. "Wir sollten nicht nur mit dem Airbus ein eigenes Flugzeug herstellen können, sondern auch Gesundheitsprodukten einen großen Stellenwert beimessen", lautet Merkels Fazit.

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