Pflanzen-App:Bilder gegen Schädlinge

Ein Bild einer befallenen Pflanze schießen und Hilfe erhalten - dafür nutzt die preisgekrönte App Plantix künstliche Intelligenz.

Von Katharina Kutsche

Pflanzen-App: Warum wachsen meine Tomaten nicht? Die App Plantix weiß Rat. Ein Bild genügt zur Analyse.

Warum wachsen meine Tomaten nicht? Die App Plantix weiß Rat. Ein Bild genügt zur Analyse.

(Foto: OH)

Was schon für ambitionierte Hobbygärtner ein Horror ist, kann Landwirten die Existenz rauben: Pflanzenkrankheiten. Das hannoversche Unternehmen Peat hat eine App entwickelt, die Krankheiten von Pflanzen identifiziert. Auf der IT-Messe Cebit wurde sie mit dem Innovation Award ausgezeichnet.

Dass der feierliche Moment der Preisübergabe zum Lachmoment wurde, daran ist die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) schuld. Sie erklärte, dass die App Plantix ganz aktuell besonders wichtig sei - es gebe da nämlich gerade einen Schädling aus Amerika, der Afrika erreicht habe. Der zweite Halbsatz ging allerdings im tosenden Gelächter des Publikums unter. Ein Schelm, der Böses dabei denkt.

Im mittleren Afrika wütet derzeit ein Schmetterling namens Fall-Army-Worm. Hochinvasiv bringt er die ohnehin schon gefährdeten Landwirte um ihre Ernte. Die App Plantix soll dabei helfen, den Schädling schnell zu erkennen und den Bauern Behandlungsmöglichkeiten vorzuschlagen.

Dafür haben die Gründer um Simone und Robert Strey mithilfe einer riesigen Bilddatenbank Algorithmen trainiert. Nutzer der App fotografieren ihre befallene Pflanze in möglichst guter Qualität, mit dem Hochladen senden sie anonyme GPS-Daten. Damit kann die App nicht nur das Bild analysieren, sondern auch die Region, in der die befallene Pflanze wächst, in die Diagnose einbeziehen. Diese enthält Informationen über Auslöser von Krankheit oder Befall, Symptome und welche Gegenmaßnahmen helfen könnten. Dazu empfiehlt der Algorithmus, welche biologischen Alternativen es zur Chemiekeule gibt. Und durch die ortsbasierten Daten gibt Plantix auch Hinweise darauf, wie schnell sich Krankheiten und Schädlinge ausbreiten.

Seit 2016 wurde die Anwendung allein in Deutschland, Österreich und der Schweiz bereits 50 000 mal heruntergeladen. Als nächsten Schritt plane das Start-up, die App auch in Indien anzubieten, sagt Marketing-Chef Pierre Munzel. Dazu arbeite das Team mit Partnern an Ort und Stelle, die das nötige regionale Expertenwissen mitbringen. Irgendwann, so das Ziel, soll Plantix weltweit genutzt werden können. Das Cebit-Preisgeld von 50 000 Euro kommt für solche Expansionspläne gerade recht.

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