Pfaffenhofen an der Ilm:In diesem Landkreis ist Arbeitslosigkeit ein Fremdwort

Pfaffenhofen an der Ilm: Auf der Suche nach Mitarbeitern: Bäckermeister Hans Bergmeister.

Auf der Suche nach Mitarbeitern: Bäckermeister Hans Bergmeister.

(Foto: Stephan Rumpf)

In kaum einer deutschen Region haben so viele Menschen einen Job wie im Landkreis Pfaffenhofen. Klingt hervorragend, wird für Betriebe aber zum Problem.

Von Thomas Öchsner, Pfaffenhofen an der Ilm

Hans Bergmeister kann verstehen, dass es manchen jungen Menschen schwer fällt, mitten in der Nacht aufzustehen. Ans frühe Anfangen um zwei Uhr morgens "muss man die Lehrlinge langsam heranführen", erzählt der Bäckermeister in seinem Büro, gleich über der Hauptfiliale. Die Bäckerei Bergmeister ist ein klassischer Familienbetrieb, 45 Mitarbeiter in fünf Filialen. In diesem Jahr feiert die Bäckerei aus dem oberbayerischen Pfaffenhofen an der Ilm ihr 150-jähriges Bestehen. Doch Bergmeister hat derzeit auch ein Problem: Er findet nur schwer Azubis.

Zwei Lehrstellen hat er ausgeschrieben, auch eine Fachverkäuferin sucht er. Doch seit drei, vier Jahren "ist es wirklich zäh", sagt Bergmeister. Sieben, acht Bewerbungen habe es früher auf eine freie Stelle gegeben. Heute seien es zwei oder drei. "Und dann brauchst du Glück, dass es einigermaßen passt". So wie Bergmeister geht es vielen Betrieben im Landkreis Pfaffenhofen. Hier herrscht das, was Ökonomen Vollbeschäftigung nennen.

Es ist ähnlich wie in den Sechzigerjahren, auf dem Höhepunkt des deutschen "Wirtschaftswunders": Im Kreis Pfaffenhofen hat fast jeder, der arbeiten kann, eine Stelle. Im Mai 2018 lag die Arbeitslosenquote hier bei 1,4 Prozent. Das ist nach dem Kreis Eichstätt mit einer Quote von 1,2 Prozent der zweitniedrigste Wert in ganz Deutschland, wo die Arbeitslosigkeit bei fünf Prozent liegt.

Bergmeister ist keiner, der nur jammert

Im Landkreis Pfaffenhofen mit seinen 125 000 Einwohnern gibt es fast so viele als offen gemeldete Stellen (946) wie Arbeitslose (1069). Ein Spitzenwert. Bundesweit kommen auf jede offene Stelle mehr als zwei Arbeitslose. Die Betriebe müssen sich deshalb einiges einfallen lassen, um Mitarbeiter zu gewinnen und zu behalten.

Bergmeister ist keiner, der jammert. Etwa darüber, dass überall Schulabgänger fehlten, die ins Handwerk wollen. Er hat es auch mit Flüchtlingen als Helfer in der Backstube probiert. Von sechsen, die bei ihm angefangen haben, sind ihm drei Frauen, alle Syrerinnen, geblieben. "Sie belegen zum Beispiel den Zwetschgendatschi oder den Erdbeerkuchen und das klappt gut" sagt er. Eine arbeitet als Verkäuferin. Für zwei Mitarbeiter stellt Bergmeister nun auch Betriebswohnungen bereit, Einzimmer-Appartements mit bezahlbaren Mieten, die sich vom Gehalt steuergünstig abziehen lassen. "Mieten für 13, 14 Euro pro Quadratmeter sind für meine Leute ein Problem", sagt er.

Eine Region, in der fast jeder eine Arbeit hat: Das ist erstmal eine gute Nachricht. Für Unternehmen ist es allerdings auch eine große Herausforderung. Sie müssen viel tun, um Fachkräfte zu bekommen. Und dabei geht es längst nicht nur um Geld.

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