Peter Maffay und Tabaluga:Gegen Plastik im Kopf

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Der Erfinder und seine Erfindung bei einer TV-Aufzeichnung mit der Sängerin Jeanette Biedermann: Peter Maffay hat sich die Rechte an seinem grünen Drachen Tabaluga zurückgekauft. (Foto: dpa)

Mit ihm hat er drei Musical-Tourneen bestritten und fünf Musikalben veröffentlicht: Jetzt will Peter Maffay seinen Drachen Tabaluga als Weltverbesserer vermarkten - und zahlt dafür einen hohen Preis.

Von Silke Bigalke

Einer der Kontrahenten kommt gerade durch die Gänge gewackelt: Es ist, soweit man das kugelrunde Riesenkuscheltier erkennen kann, Snoopy von den Peanuts. Biene Maja flog auch schon vorbei. Ein Tiger musste - wegen seiner Größe - auf den Knien unter dem Türrahmen durchrutschen. Es ist der Kampf ums Kinderzimmer, der am Dienstag auf der Lima-Lizenzmesse im luxuriösen Bayerischen Hof in München tobt. Mit dabei: Alte Hasen wie Barbie, Lucky Luke, Pipi Langstrumpf.

Jetzt kommt Rocker und Märchenonkel Peter Maffay daher, mit Totenkopfring und Dauerlachfältchen, und möchte mit Markenprofis wie Walt Disney "auf die Aschebahn gehen", wie er sagt. Er tritt an mit dem kleinen grünen Drachen Tabaluga, den er gemeinsam mit Kinderliedermacher Rolf Zuckowski und Songtext-Autor Gregor Rottschalk vor etwa 30 Jahren erfunden hat. Mit Tabaluga hat Maffay bereits drei Musical-Tourneen bestritten und fünf Musikalben veröffentlicht.

Die Rechte an der Figur hat der 64-jährige Sänger in diesem Jahr vom Vertriebsunternehmen Studio100 Media nach jahrelangem Hin und Her zurückgekauft, für 3,5 Millionen Euro. Um sie zu vermarkten, hat Maffays Unternehmen Red Rooster eine neue Firma, die Tabaluga Enterprises, gegründet. Unternehmer ist der Musiker Maffay bereits seit den Achtzigerjahren. Und auch Tabaluga hat Erfahrung als Marke, hielt schon für Buntstifte, Versicherungen, Kinderbrillen und Kekse den Kopf hin.

Viel Gewalt, viel Scheußliches

Maffays Ziel jedoch ist ein höheres, so stellt er es dar. Tabaluga soll nicht nur Geld einbringen, er soll dabei die Welt verbessern, als "Familienmarke mit klar definierter positiver Wertevermittlung", heißt es in der Präsentation. Und er soll mit dem Geld Gutes tun - wie "ein Robin Hood", erklärt Maffay in seinem Werbevideo vor möglichen Lizenznehmern auf der Messe. Die Erträge sollen seine Stiftung finanziell absichern, die traumatisierten Kindern Therapien ermöglicht, beispielsweise auf einer Finca in Spanien. Eine Million Euro kostet das Projekt jährlich, Geld, das Maffay bisher "zusammenkratzen", für das er "hausieren gehen" muss.

Nun geht Maffay mit Tabaluga-Lizenzen hausieren, setzt auf das soziale Gewissen von Konzernen: "Wenn ein globaler Player antritt und der ignoriert soziale Verantwortung, dann kann man ihn an den Haaren ziehen, zurecht." Tabaluga biete da einen Ausweg. "Wir sind ein Mittel zum Zweck. Ich bin ein Trittbrett, ein 1,68 Meter großes Trittbrett."

Die Konkurrenz ist groß, Maffay braucht sich nur umsehen. "Es gibt wunderschöne Sachen, es gibt auch viel Scheußliches, es gibt viel Junk", sagt er. Auch hier auf der Messe? "Ich bin noch nicht rumgegangen." Eins steht für ihn aber fest: "Gewalt geht für mich gar nicht, und davon gibt es leider unglaublich viel. Es gibt auch viel Plastik, Plastik im Kopf, nicht nur zum Anfassen.

Disney, Traumpartner für Tabaluga

"Tabaluga dagegen stehe für Toleranz, Respekt, ökologisches Bewusstsein, Solidarität... ein großer Anspruch an die kleine Figur. Das seien die Werte, mit denen sein Sohn aufwachsen solle, erklärt der Musiker. Der Zehnjährige sieht das offenbar manchmal anders. "Er ist wie die meisten Jungs, er läuft in den Laden und kauft sich einen Plastikpanzer. Ich habe versucht, ihm zu erklären, dass das nichts bringt, doch da steht er drauf."

Peter Maffay steht übrigens auf Disney, das sei sein Traumpartner für Tabaluga. Die Geldmaschine aus den Vereinigten Staaten hat es ihm angetan: "Was mich an Disney fasziniert ist die unglaubliche Penetration auf der ganzen Welt, auch die Handwerklichkeit, die Kraft, die dahinter steckt." Für Tabaluga stellt sich Maffay als nächsten Schritt internationalen Erfolg vor - am liebsten mit einem Tabaluga-Spielfilm. Würde es die Tabaluga-Songs dann auch auf Englisch geben? "Das muss ich ja nicht selber singen, das kann ja jemand anders tun. ,Ich wollte nie erwachsen sein' kann ja auch Mick Jagger singen." Gefragt habe er ihn aber noch nicht.

© SZ vom 06.11.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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