Gute Ideen entstehen eher selten in großen Unternehmen. Und übrigens auch nicht nur im Silicon Valley. Eine Auswahl an mutigen Menschen, die die Welt mit ihren Angeboten etwas besser gemacht - und sich für 2016 noch so einiges vorgenommen haben
Personalien:Nur Mut
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Laura West, 24, Industriedesignerin, glaubt, dass 2016 ein gutes Jahr für große Brüste wird. "Wir erwarten große Dinge im Geschäft für große BHs", sagt die Gründerin des Start-ups Trusst Lingerie, das sich auf diese großen Büstenhalter spezialisiert hat. Statt Draht hat sie eine stabile Plastikform aus dem 3-D-Drucker unter die Körbchen genäht: Rund zwei Zentimeter breit, mit Plastikzacken, die vom unteren Rand bis in die Mitte der Körbchen gehen und 80 Prozent des Gewichts der Brust stützen. "Wir nennen ihn auch den Panzer unter den Büstenhaltern." In nur 20 Jahren ist die durchschnittliche Körbchengröße, die Amerikanerinnen kaufen, von 75 C auf 75 F gestiegen. In Deutschland ist der Trend ähnlich. Vor allem liegt das an der Ernährung: Dickere Frauen haben größere Brüste. Die passenden BHs sind bislang allerdings schwer zu finden. 2016 endet die Fertigung per Hand, West (Foto: oh) stellt komplett auf Massenproduktion bei einer Auftragsnäherei um. Im Frühling sollen die ersten Kundinnen ihre Bestellungen erhalten, für 100 bis 130 Dollar pro Stück.
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André Bajorat, 44, hat sich im vorigen Jahr zum obersten Repräsentanten der deutschen Fintech-Start-ups gemausert. Dahinter verbergen sich digital orientierte Firmen, die den etablierten Banken mit Ideen für die Kontoführung auf dem Smartphone oder die Vermögensverwaltung im Netz den Kampf ansagen. Bajorat - zumeist in Kapuzenpullover und Jeans unterwegs - hat 2012 die Banking-App Figo gegründet. Das Start-up richtet sich nicht mehr nur an Privatkunden, die mit der App mehrere Konten kontrollieren können. Es bietet vor allem Dienstleistung für das Banken-Establishment. "Wir sind der unsichtbare, freundliche Mann in der Mitte", sagt Bajorat. Bei mehr als 280 Partnern sei die Technik im Einsatz, bei der Schweizer Großbank UBS ebenso wie bei mehreren Fintechs. 2015 organisierte Bajorat (Foto: OH) gleich zwei Bankathons, Veranstaltungen, auf denen Fintechs und Banken zusammen neue Angebote entwickelten. Auf seine Firma kommt 2016 nun einiges zu: Sie muss sich der strengen Regulierung stellen - und auch internationalisieren.
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Freya Oehle, 26, zieht es ins Ausland. Zwar sind an ihren digitalen Merkzettel Spottster, mit dem man Produkte während der Einkaufstour im Netz mit Bild und aktuellem Preis abspeichern und verfolgen kann, auch schon einige Läden in Frankreich und Großbritannien angeschlossen. Aber das zuletzt bei Investoren eingesammelte Geld will das Start-up aus Hamburg nun vor allem nutzen, um Spottster im Ausland richtig bekannt zu machen. Bei Spottster gibt man den Preis, den man beispielsweise für ein Paar Turnschuhe maximal bezahlen möchte, ein. Sinkt er in einem der Shops auf oder sogar unter diese Grenze, erhält man eine Nachricht. Bislang arbeiten etwa 3000 Online-Shops mit Spottster zusammen - von A wie Amazon bis Z wie Zalando. Und auch diesen Händlern will Oehle (Foto: oh) im neuen Jahr stärker unter die Arme greifen. Wenn Spottster beispielsweise bemerkt, dass sich im Netz 200 Leute für das Paar Turnschuhe interessieren, will das Start-up die Shops über den Andrang informieren - und ihnen vorschlagen, einen Rabatt zu gewähren.
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Jörg Land, 38, will seine Popularität nutzen, um Politikern ins Gewissen zu reden. Mit einer App zur Therapie von Tinnitus hat der Hamburger in diesem Jahr beim Festival "South by Southwest" (SXSW) im texanischen Austin einen Pitch um innovative Gesundheitsdienste gewonnen. Nur in Deutschland, so sein Eindruck, zweifeln viele, ob medizinische Apps wirklich Teil der Gesundheitsvorsorge sein sollten. Dass ein klares Bekenntnis von Gesundheitspolitikern wie Krankenkassen fehle, verschrecke kreative Köpfe wie Investoren. Deshalb will sich der Gründer in die öffentliche Debatte einbringen. Tinnitracks, der Dienst, den Land (Foto: oh) mit einem Informatiker und einem Toningenieur entwickelt hat, filtert aus Musikstücken genau die Frequenz, die der durch den Tinnitus geschädigte Nerv im Hörzentrum verarbeitet. So werden, während der Patient bearbeitete Songs hört, die umliegenden Nerven trainiert. Die Intensität des lästigen Tons sinkt. Immerhin, die Techniker Krankenkasse hat das Start-up schon als Partner gewonnen, um die Kosten für die App zu übernehmen.
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Jana Tepe, 29, hat viel Bewegung hinter sich, konkret und im übertragenen Sinne: Sie ist gereist, hat auf Podien gesessen und viele Vorträge gehalten. Ihre Mission dabei fasst sie gern so zusammen: "Wir müssen Arbeitsmarkt breiter und bunter denken." Die Berliner Gründerin will das Thema Jobsharing, zu Deutsch: Arbeitsplatzteilung, voranbringen. Gemeinsam mit einer Kollegin hat sie im Internet tandemploy.com gestartet, eine Seite, auf der potenzielle Arbeitsteiler Gleichgesinnte und Arbeitgeber kennenlernen können. Denn immer mehr Menschen haben laut Tepe (Foto: Christian Stumpp) Anliegen, denen sie zusätzlich zu ihrer Arbeit nachgehen wollen: ein Ehrenamt oder eine Reise, Angehörige pflegen oder schlicht im Kaffeehaus sitzen. Weil Fachkräfte in Deutschland weniger werden, sollen sich mehr Menschen Jobs teilen, die sonst aussteigen würden. Das ist sogar für Arbeitgeber besser, betont Tepe: Ein Tandemteil sei immer erreichbar. Sie selbst praktiziert, was sie propagiert - und teilt ihren Job mit ihrer Geschäftspartnerin Anna Kaiser. Auch 2016.
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Wachsen, finanzieren, feilschen: Welche Vorsätze einige vielversprechende Gründer für das neue Jahr gefasst haben. Zum Beispiel Laura West, André Bajorat, Freya Oehle, Jörg Land und Jana Tepe.
© SZ vom 07.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.