Personalien:Carsten Spohr und die Kunst der Diplomatie

Für Lufthansa-Chef Carsten Spohr läuft es derzeit gut: Die Agentur Skytrax verleiht der Airline die höchste Auszeichnung für Qualität. Weitere Personalien: Nicola Mendelsohn und Franz-Josef Paefgen.

Die Kunst der Diplomatie

Carsten Spohr Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lufthansa AG Lufthansa Chief Executive Jahrespr
(Foto: Rene Traut/imago)

Carsten Spohr, 50, hat als Vorstandsvorsitzender der Lufthansa angeblich nur gute und hervorragende Arbeitstage. Der Montag sei ein hervorragender, meinte er gut gelaunt im First-Class-Terminal in Frankfurt. Schließlich erhielt Lufthansa dort das so ersehnte Fünf-Sterne-Rating der Agentur Skytrax, die die Qualität von Fluggesellschaften bewertet. Lufthansa ist als erste europäische Fluggesellschaft in die höchste Kategorie eingestuft worden, die nur zehn Airlines weltweit haben.

Dass die übrigen Arbeitstage alle gut sind, ist aber stark übertrieben, die Aussage vor allem Spohrs ausgeprägter Ader für Diplomatie geschuldet. Der vergangene Donnerstag zum Beispiel kann beruflich kein schöner Tag gewesen sein, denn da musste der Lufthansa-Chef bei der Europäischen Kommission die Zugeständnisse für die geplante Übernahme der Air-Berlin-Tochter Niki einreichen. Spohr selbst erklärte, Lufthansa habe der Kommission vorgeschlagen, Niki "quasi ohne Slots" zu kaufen. Die Start- und Landezeiten an verstopften Flughäfen wie Düsseldorf sind aber mit das Einzige, was bei Niki einen wirtschaftlichen Wert darstellt.

Im Wahrheit ist der Lufthansa das Verfahren um Niki längst äußerst lästig und die erwarteten Auflagen der EU-Kommission machen die Lage noch schlimmer. Wenn Spohr sagt, man dürfe "nicht überbewerten", ob Lufthansa nun Zugriff auf die rund 20 Niki-Jets bekomme oder nicht, dann ließe sich das folgendermaßen übersetzen: Eigentlich wollen wir Niki gar nicht mehr haben, denn wir haben die öffentliche Debatte über die angebliche Monopolstellung am Hals und müssen auch noch 210 Millionen Euro als Kaufpreis überweisen. 70 der 80 Flieger, die Lufthansa aus der Air-Berlin-Insolvenzmasse haben wollte, kontrolliert sie schon über Einigungen mit den Leasingunternehmen, inklusive rund zehn Maschinen, die aktuell noch bei Niki fliegen.

Warum also hält Spohr überhaupt noch an den Plänen fest? Die Antwort liegt in seinem Faible für die Diplomatie. Denn wenn Lufthansa das Projekt Niki fallen lässt, kann sie auch kein Geld überweisen, aus dem der Überbrückungskredit der Bundesregierung in Höhe von 150 Millionen Euro zurückgezahlt werden könnte. Dieser wurde benötigt, um den Flugbetrieb trotz Insolvenzantrags von August bis Ende Oktober einigermaßen aufrechtzuerhalten. Und Niki müsste in dem Moment, in dem Lufthansa den Kauf absagt, selbst Insolvenz anmelden, die Fluglizenz würde erlöschen, die Slots würden an den Flughafenkoordinator zurückfallen. Dass ein anderer Bieter einspringt und 150 Millionen Euro zahlt, gilt als praktisch ausgeschlossen, denn frühere Interessenten wie Thomas Cook und International Airlines Group (IAG) hatten schon in der ersten Runde viel weniger Geld geboten.

Spohr muss also hoffen, dass die Bundesregierung sich irgendwann einmal erkenntlich zeigt für so viel Einsatz, eine politische Blamage zu verhindern. Die leidige Luftverkehrssteuer wäre so ein Thema. Deren Abschaffung wäre ganz ohne Diplomatie-Sprech ein besonders schöner Tag in Spohrs Arbeitsleben.

Jens Flottau

Wogen glätten am Bodensee

GERMAN CARMAKER AUDI CEO, FRANZ JOSEF PAEFGEN PAUSES DURING THE ANNUAL NEWS CONFERENCE IN MUNICH
(Foto: Reuters)

Franz-Josef Paefgen, 71, soll als neuer Chefaufseher den Automobilzulieferer ZF Friedrichshafen am Bodensee befrieden. Der ehemalige Chef von Audi und Bugatti wurde am Montag zum Aufsichtsratsvorsitzenden gewählt. Er folgt auf Giorgio Behr, der in der vergangenen Woche seinen Rücktritt angekündigt hatte. Der drittgrößte Autozulieferer Deutschlands wird derzeit von einem Machtkampf zwischen dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Sommer und dem Friedrichshafener Oberbürgermeister Andreas Brand durchgerüttelt. Brand sitzt als Vertreter der Haupteigentümerin Zeppelin-Stiftung im Aufsichtsrat und ist gegen Sommers forschen Expansionskurs. Zuletzt hatte Brand dem Vernehmen nach zusammen mit Vertretern der Arbeitnehmer die Übernahme des belgischen Bremsen-Herstellers Wabco verhindert. Daraufhin hatte Sommer öffentlich Kritik am Aufsichtsrat geäußert. Seitdem gilt das Verhältnis zwischen Sommer und Brand als zerrüttet.

"Es ist wichtig, dass jetzt wieder Ruhe einkehrt und wir uns auf das Geschäft und den anstehenden Transformationsprozess in der Automobilindustrie konzentrieren", sagte Franz-Josef Paefgen nach seiner Wahl in einer außerordentlichen Sitzung des Aufsichtsrats. Wie genau er das machen will - ob mit Sommer oder ohne -, ließ er offen. Wegen des andauernden Konflikts gehen etliche Beobachter davon aus, dass der Aufsichtsrat noch in dieser Woche den Vertrag mit Sommer auflöst.

An diesem Dienstag findet eine Betriebsversammlung statt, dabei ist Oberbürgermeister Brand als Gastredner vorgesehen. Seine Worte werden mit Spannung erwartet. In der vergangenen Woche war zudem bekannt geworden, dass Entwicklungs-Chef Harald Naunheimer das Unternehmen verlässt.

Stefan Mayr

Von wegen Brexit-Blues

Nicola Mendelsohn, Facebook's Vice-President for Europe, the Middle East and Africa poses for a portrait at Facebook's headquarters in London
(Foto: Toby Melville/Reuters)

Nicola Mendelsohn, 46, britische Facebook-Managerin, ist voll des Lobes für ihr Heimatland. Großbritanniens "florierendes unternehmerisches Ökosystem und internationales Ansehen für technische Spitzenleistungen" machten das Land "zu einem der besten Orte der Welt, um ein Technologieunternehmen aufzubauen", sagte Mendelsohn am Montag. Sie trägt bei der amerikanischen Internetfirma den Titel Vice-President und ist für die Geschäfte in Europa, Afrika und im Mittleren Osten zuständig. In London eröffnete sie zusammen mit Schatzkanzler Philip Hammond das neue Technologiezentrum des Konzerns, das größte außerhalb der USA. Mendelsohn, früher Top-Managerin bei Werbeagenturen, gilt als eine der einflussreichsten Frauen in der britischen Technologiebranche. In der Londoner Facebook-Niederlassung sollen im Laufe des kommenden Jahres 1300 Mitarbeiter anfangen. Auch Amazon, Google und Apple investieren in schicke, große Büros in der Hauptstadt und wollen sie mit Tausenden neuen Beschäftigten füllen - von Brexit-Blues keine Spur.

Björn Finke

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