Pellerin über Südkorea:"An einem kritischen Punkt"

Als Investorin betreibt Pellerin einen Fonds mit koreanischem Geld. Das Land hat jedoch mit einem Korruptionsskandal zu kämpfen.

Von Leo Klimm

Sie bekomme immer ein komisches Gefühl, wenn sie im Fernsehen sehe, wie diese Leute in Handschellen abgeführt werden, sagt Fleur Pellerin. "Einige davon habe ich selbst kennengelernt." Der spektakuläre Korruptionsskandal, der Südkoreas Wirtschaft und Politik erschüttert, interessiert die Pariser Investorin sehr - auch, weil ihr Fonds aus Mitteln aus dem ostasiatischen Land gespeist wird.

Am Dienstag erhob die südkoreanische Staatsanwaltschaft Anklage gegen den seit Mitte Februar inhaftierten Chef von Samsung, Lee Jae-yong. Er soll einer Vertrauten von Präsidentin Park Geun-hye umgerechnet 35 Millionen Euro zugeschanzt haben, um sich staatliche Zustimmung für eine Milliardenfusion zu erkaufen. Weitere vier Manager wurden ebenfalls angeklagt. Der weltweit größte Smartphone-Hersteller, der schon wegen erheblicher Technikpannen seiner Geräte unter Druck ist, kündigte daraufhin an, das zentrale "Strategiebüro" und die Lobbyabteilung aufzulösen. Samsung steht allein für ein Fünftel der Wirtschaftsleistung Südkoreas. Auch andere Chaebols, wie die Familienkonglomerate des Landes genannt werden, sind in den Skandal verstrickt, über den die Staatschefin schon gestolpert ist.

Die Konzerne legten während der von Parks Vater begründeten Militärdiktatur bis in die Achtzigerjahre das Fundament ihrer Macht. Zwar ist Südkorea heute eine Demokratie - die Chaebols setzen sich aber teils noch immer über Gesetze hinweg.

Pellerin heißt das nicht gut. "Südkorea ist an einem kritischen Punkt", sagt sie. Aber sie zeigt sich pragmatisch: "Ich würde gern Investoren wie Samsung oder LG in meine Fonds aufnehmen." Da die Chaebols die Wirtschaft beherrschten, sei es schwer, auf Dauer einen südkoreanischen Investmentfonds ohne das Geld der Konglomerate zu betreiben.

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