Parmalat-Skandal:Deutsche Bank im Visier der Ermittler

Im Bilanz-Skandal um den insolventen italienischen Milch-Riesen Parmalat untersuchen die Staatsanwälte jetzt die Verwicklung mehrerer italienischer und ausländischer Kreditinstitute - darunter auch der Deutschen Bank.

Die Staatsanwaltschaften von Parma und Mailand wollten in den nächsten Tagen Vertreter der Deutschen Bank sowie von Sanpaolo Imi, Capitalia und Banca Intesa zu dem Fall vernehmen, berichtete die Zeitung Corriere della Sera.

Unterdessen habe sich Insolvenz-Verwalter Enrico Bondi mit den wichtigsten Gläubigerbanken des Konzerns getroffen, um über neue Finanzierungen zu verhandeln. Um das Fortbestehen des Unternehmens in den kommenden Monaten zu gewährleisten, seien zunächst zwischen 50 und 100 Millionen Euro nötig, hieß es.

Anteil verdoppelt

Im Mittelpunkt des Interesses der Ermittler stehe derzeit vor allem die Frage, warum die Deutsche Bank noch im November ihren Anteil an der Parmalat-Tochter Parmalat Finanziaria von 2,5 auf rund 5,1 Prozent verdoppelt hatte, obwohl der Lebensmittelkonzern bereits vor der Insolvenz stand.

Die Parmalat-Gläubigerbank Capitalia, die mit 393 Millionen Euro Krediten belastet ist, soll hingegen den Eintritt des Unternehmensgründers Calisto Tanzi in den Aufsichtsrat des Geldinstituts erläutern.

Keine Stellungnahme

Die Deutsche Bank wollte derzeit noch keine Stellungnahme zu den Berichten abgeben. Zunächst müsse man mit den italienischen Managern der Deutschen Bank über die Informationswünsche der Staatsanwaltschaft sprechen, hieß es auf Anfrage.

Die Ermittler wollen vor allem klären, ob die beteiligten Banken die Anleger zum Kauf von Parmalat-Bonds aufgefordert hatten, obwohl sie bereits über die kritische Finanzlage der Gruppe informiert waren.

Auch die Ermittlungen gegen Vertreter der Buchprüfungs-Gesellschaften Deloitte & Touche und Grant Thornton, die die Bilanzen von Parmalat abgesegnet hatten, gehen weiter.

Großes Bilanzloch

Dem seit zehn Tagen inhaftierten Tanzi und seinen engsten Mitarbeitern werden betrügerischer Bankrott, Bilanzfälschung und Veruntreuung von Firmengeldern vorgeworfen. Tanzi hatte bereits gestanden, 500 Millionen Euro von Parmalat abgezweigt zu haben. Insgesamt klafft ein Bilanzloch von acht Milliarden Euro.

Der Zusammenbruch des Lebensmittel-Giganten, der weltweit rund 36 000 Menschen beschäftigt, gilt bereits als einer der größten Finanzskandale in der europäischen Unternehmensgeschichte.

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