Panama Papers:Wer in den Panama Papers steht, bekommt bald Besuch

Ermittler durchforsten die Panama Papers nach Verdächtigen - Bund und Länder wollen sich dabei nun besser vernetzen.

Mutmaßliche Steuerhinterzieher, die in den Panama Papers vorkommen, müssen demnächst mit dem Besuch von Ermittlern rechnen. Die Finanzbehörden der Bundesländer haben nach Informationen von SZ, NDR und WDR inzwischen Steuerfahnder abgestellt, die sich speziell um die Auswertung der betreffenden Daten kümmern. Das Internationale Konsortium für Investigative Journalisten (ICIJ) hat kürzlich die Adressen und Namen von mehr als 200 000 Briefkastenfirmen ins Internet gestellt. Die Datenbank beruht auf Unterlagen der Anwaltskanzlei Mossack Fonseca in Panama. Die Kanzlei bestreitet, in illegale Geschäfte verwickelt zu sein.

Die Datenbank liefere Einblicke, die bislang nur durch den Ankauf so genannter Steuer-CDs möglich gewesen seien, heißt es aus Behördenkreisen. Um die Sichtung der Unterlagen und das weitere Vorgehen abzustimmen, haben sich diese Woche Steuerfahnder aus ganz Deutschland in Bonn getroffen. Ein Sprecher der Finanzbehörde Hamburg sagte, die Zusammenkunft habe dazu gedient, möglichst effiziente Ermittlungen zu gewährleisten und einen einheitlichen Vollzug sicherzustellen. Eingeladen hatte das Bonner Bundeszentralamt für Steuern (BZSt), das dem Bundesfinanzministerium unterstellt ist. Der Steuervollzug ist eigentlich Ländersache. Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums war es das erste Mal, dass Fahnder aus allen Bundesländern zusammenkamen, um die Suche nach Steuerbetrügern in einem konkreten Fall abzugleichen.

Die Ermittler wollen nicht nur Steuerhinterzieher, sondern auch deren Helfer enttarnen. Die Behörden erhoffen sich von den Panama Papers auch umfangreiche Informationen über Banken, Anwälte und Vermögensberater, die deutschen Kunden dabei geholfen haben, Geld vor dem Fiskus zu verstecken. Zahlreiche deutsche Banken haben den Panama Papers zufolge an Offshore-Geschäften mitgewirkt und offenbar Beihilfe zu Steuerdelikten geleistet.

Der bundesweite Erfahrungsaustausch der Ermittler soll auch helfen, mögliche Gesetzeslücken zu erkennen und zu schließen. Aus dem Bundesfinanzministerium heißt es, das in Bonn verabredete gemeinsame Vorgehen könne zu einer "dauerhaften Struktur" werden. Dies könne dazu beitragen, in den einzelnen Bundesländern für einen einheitlichen Wissensstand bei Steuerermittlungen zu sorgen.

Insbesondere die Behörden in Baden-Württemberg, Bayern und in Nordrhein-Westfalen sind auf komplizierte Steuerfälle spezialisiert. In vielen anderen Bundesländern sind Ermittlungen zu Briefkastenfirmen eher die Ausnahme. Offshore-Strukturen, die der Geldwäsche und Steuerhinterziehung dienen, sind schwer zu durchschauen. Die eigentlichen Hintermänner verstecken sich oft hinter Scheindirektoren und Firmengeflechten.

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