Outdoor-Messe:Noch mehr erleben

OutDoor 2017

Seitenwechsel: Die Branche erhofft sich in München mehr Wachstum. Slackliner Abraham Hernandez aus Chile macht vor, wie hohe Sprünge gelingen.

(Foto: Felix Kästle/Messe Friedrichshafen)

Nach einem Vierteljahrhundert in Friedrichshafen wird die Outdoor-Messe im kommenden Jahr nach München umziehen. Entscheidend für den Wechsel vom Bodensee in die bayerische Hauptstadt waren das digitale Konzept und die bessere Erreichbarkeit.

Von Norbert Hofmann

Bewegung in frischer Luft und ein Hauch von Abenteuer: Outdoor-Aktivitäten vermitteln ein besonderes Lebensgefühl, das immer mehr Menschen suchen. Für die dazu passende Ausrüstung bis hin zu saisonal wechselnden Bekleidungstrends hat sich längst ein lukrativer Markt entwickelt. Nun kommt auch Bewegung in die Art und Weise, wie sich die Branche präsentiert. Pünktlich zum Jubiläum des 25-jährigen Bestehens wird die Fachmesse Outdoor im Juni zum letzten Mal in Friedrichshafen stattfinden. Neuer Standort soll nach dem Willen des Messeeigentümers, der European Outdoor Group (EOG), dann ab 2019 München sein. Entscheidend war der Wunsch nach einer Neuausrichtung. "Eine große Mehrheit von mehr als zwei Dritteln unserer Mitglieder hat sich nach den hochprofessionellen Präsentationen von drei Bewerbern für das Konzept der Messe München und damit auch für den neuen Standort entschieden", sagt EOG-Sprecher Arne Strate.

Der Verband, in dem die 96 größten Outdoor-Marken Europas zusammengeschlossen sind, hatte zuvor in Marktanalysen festgestellt, dass sich die Erwartungen der Händler und Hersteller verändert haben. "Es geht nicht mehr nur vorrangig um den Abschluss von Aufträgen, sondern zunehmend auch um andere Mehrwerte eines Messeauftritts - vom Austausch innerhalb der Branche über die Präsentation von Neuheiten bis hin zur Motivation der Teams für die Ordersaison", sagt Strate. Die Branche fordert zudem dezidiert einen nachvollziehbaren Ertrag für den kosten- und aufwandintensiven Messeauftritt. "Wenn er sich lohnen soll, muss die Messe eine zeitgemäße Interpretation der Outdoor-Aktivitäten und des Outdoor-Lifestyles geben. Darüber hinaus sollte sie als Plattform für die internationale Berichterstattung auf allen Kanälen dienen, um das Thema durch die Messe selbst zu pushen", sagt Antje von Dewitz, Chefin des Herstellers Vaude und Vorstandsmitglied der EOG.

Bei der Suche nach einem zukunftsweisenden Konzept hatten sich auch Stuttgart und Mailand als Ausrichter beworben. Zur engeren Wahl standen im Januar schließlich die Messen Friedrichshafen, Hamburg und München. Die Isarmetropole hat bei der Abstimmung nicht zuletzt mit ihrer Interpretation des Messethemas gepunktet. Längst nämlich geht es in der gelebten Praxis nicht mehr nur um Berge und Campen in freier Natur. "Outdoor-Bekleidung wird heute auch beim Laufen oder Wassersport, zum Fitnesstraining oder einfach in der Stadt getragen", sagt der Münchner Messechef Klaus Dittrich. Wenn sich die Branche weiter öffnet, so ist er überzeugt, winken neue Wachstumsperspektiven.

München kann da viel Erfahrung aus der Ispo einbringen. Über eine eigene Internetplattform bietet die Sportmesse ganzjährig Informationen rund um den Sport. Verbraucher können sich online als Tester und mit eigenen Ideen in die Produktentwicklung einbringen. Hinzu kommen eine Job-Plattform und die Ispo Academy, die weltweit Konferenzen, Seminare und Trainingsprogramme für den Sportfachhandel anbietet. "All diese Services der Ispo stehen ab sofort auch für die Outdoor in München zur Verfügung, die dafür einen eigenen Bereich erhalten wird", sagt Dittrich. Das gilt auch für die Kooperation mit dem chinesischen Online-Handelsgiganten Alibaba, der künftig über einen eigenen Internetkanal Livestreaming von der Messe und den leichteren Zugang zur Etablierung von Online-Shops ermöglichen wird. Damit, so Dittrich, kann die Outdoor-Branche künftig rund 500 Millionen registrierte Alibaba-Kunden in Fernost erreichen. Vaude-Chefin von Dewitz sieht digitale Angebote, Medienresonanz und noch mehr internationale Besucher als wichtig an. Sie lobt aber auch, dass die Messe Friedrichshafen über Jahre hinweg nahe am Markt war und das Profil der Branche geprägt hat. Allerdings habe es zunehmend auch Kritik wegen Verkehrsstaus und einem knappen Angebot an Unterkünften gegeben. "Einige Marken haben nicht mehr ausgestellt, stattdessen eigene Veranstaltungen durchgeführt", berichtet die Unternehmerin. Die bessere Erreichbarkeit samt internationalem Flughafen und dichtem öffentlichen Nahverkehrsnetz war ein wichtiges Argument für München.

Die Messe Friedrichshafen will am Thema Outdoor festhalten und ab 2019 eine neue Ausstellung starten. Eher ungewöhnlich ist der Umzug einer Messe allemal. Wenn es dazu kommt, dann oft aufgrund des Drangs zu mehr Größe. So ist vor zehn Jahren die Computer- und Videospiele-Messe Leipzig unter dem neuen Namen Gamescom nach Köln gezogen, um dort besser für Besucher aus ganz Europa erreichbar zu sein. Und die Messe Windenergy findet heute nicht mehr nur am Gründungsstandort in Husum, sondern seit 2016 jährlich abwechselnd auch in Hamburg statt. Beide Messen verstehen sich als Kooperationspartner. Zusammenarbeit geht also auch.

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