Osram:Chinesische Investoren wollen offenbar Osram kaufen

Osram

Osram gehört seit mehr als 100 Jahren zu den führenden Konzernen im Beleuchtungsmarkt.

(Foto: Matthias Balk/dpa)
  • Investoren aus China sind offenbar an Osram interessiert.
  • Osrams Lampensparte gehört schon seit Ende Juli einem chinesischen Konsortium.
  • Der ehemaligen Konzermutter Siemens fällt bei einer Übernahme eine tragende Rolle zu.

Von Christoph Giesen, Peking

China greift nach einem weiteren Herzstück der deutschen Industrie: Gleich mehrere Firmen aus der Volksrepublik sind an einem Kauf des Münchener Lichtkonzerns Osram interessiert, wie das Handelsblatt zuerst berichtete.

Zu den möglichen Investoren soll unter anderem die Firma Go Scale Capital gehören, ein Unternehmen, das bereits die LED-Sparte von Philips für 3,3 Milliarden Dollar kaufen wollte. Der Deal scheiterte allerdings am Veto der amerikanischen Behörden, da Philips in seinem Werk im kalifornischen San José auch militärisch einsetzbare LEDs fertigt.

Patente für Investoren interessant

Als ein weiterer Bewerber gilt nach SZ-Informationen der Halbleiterhersteller San'an Optoelectronics aus der südchinesischen Millionenstadt Xiamen. Das Unternehmen erlangte im vergangenen Jahr Bekanntheit, als es auf einen Schlag 47 von 50 bestellten Maschinen bei der Tec-Dax-Firma Aixtron stornierte. Der Kurs sackte daraufhin um 43 Prozent ab. Inzwischen liegt für den Halbleiterzulieferer ebenfalls ein Übernahmeangebot aus China vor.

Es ist erst wenige Monate her, da verkaufte Osram selbst an chinesische Investoren. Für etwa 400 Millionen Euro ging damals das Geschäft mit herkömmlichen Glühbirnen an ein chinesisches Konsortium. Damit trennte sich Osram nicht nur von seiner größten Sparte, sondern auch vom Geschäft mit den Endkunden. Etwa 1000 Patente reichte Osram weiter. Die Mehrzahl der Erfindungen, etwa 18 000, verblieben jedoch im Unternehmen. Gerade diese machen es für Investoren interessant.

Eine Schlüsselrolle dürfte in den kommenden Wochen der ehemaligen Konzernmutter Siemens zufallen. Das Münchner Unternehmen hält noch immer 17,5 Prozent an Osram, allerdings gilt das Verhältnis von Osram-Chef Olaf Berlien und Siemens-Obmann Joe Kaeser als zerrüttet.

Vorläufiger Höhepunkt des Zwists: Im Februar diesen Jahres verweigerte der Siemens-Vertreter auf der Osram-Hauptversammlung Berlien die Entlastung. Siemens unterlag damit. In Berlin, heißt es, habe man zuletzt versucht, Siemens-Chef Kaeser dazu zu überzeugen, seinen Anteil an Osram aufzustocken. Ein weißer Ritter wider Willen? Bei Siemens wollte man sich nicht dazu äußern.

China will Branchen dominieren

Unstrittig ist jedoch: Seit der Übernahme des Augsburger Roboterbauers Kuka durch den chinesischen Haushaltsgerätehersteller Midea vor ein paar Wochen ist man in der Bundespolitik sensibilisiert. Das Problem bei Offerten aus China: Es lässt sich oft nicht genau bestimmen, ob der Staat im Hintergrund Regie führt. Eine Handhabe gegen staatlich orchestrierte Übernahmen gibt es bislang nicht. Das Außenwirtschaftsgesetz gilt als sehr durchlässig.

Dass Osram nun zu einem Übernahmeziel für chinesische Interessenten werden könnte, verwundert bei näherer Betrachtung kaum. Die chinesische Führung hat im vergangenen Jahr ihre sogenannte "Made in China 2025"-Strategie vorgelegt. Dieser Plan sieht vor, dass die Volksrepublik in etlichen Branchen die industrielle Führerschaft übernehmen soll.

Ohne Zukäufe, da sind sich Fachleute einig, lassen sich die ehrgeizigen Vorgaben aus Peking jedoch nicht umsetzen. Osram passt mit seinen Produkten und Patenten, die vor allem in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen, hervorragend ins chinesische Beuteschema, zudem fördert der chinesische Staat die Halbleiterindustrie mit Milliarden.

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